Afrikamera Festivalleiter Alex Moussa Sawadogo im Interview


Vom 11. bis 14. November zeigt das Filmfestival „AFRIKAMERA“ unter dem Motto „African Soundscapes – African Movies“ Filme junger afrikanischer Filmemacher. Festivalleiter Alex Moussa Sawadogo sprach mit Berliner-Filmfestivals.de über das Konzept und den Anspruch des Festivals.

Was ist das Konzept des Filmfestivals „Afrikamera“ und was möchten sie damit erreichen?

Wir präsentieren dem Publikum mit Hilfe des Mediums Film die ganze Vielfalt des afrikanischen Kontinents, der nicht nur aus Problemen wie Gewalt, Krankheiten und Naturkatastrophen besteht. Diesen stereotypen Bildern und Meinungen über den Kontinent werden die vielfältigen Facetten des alltäglichen Lebens in Afrika gegenübergestellt und für die Kinobesucher erlebbar gemacht. Dabei versteht sich Afrikamera als eine neue permanente Plattform des Dialogs zwischen afrikanischen Filmemachern und dem Berliner Publikum. Als einen Ort des Austauschs zwischen Filmschaffenden, Produzenten und Verleihern. Wir kooperieren zudem mit den großen afrikanischen Filmfestivals von Marrakesch bis Durban.

Unter welchen Aspekten entstand das Festival-Programm?

Im Zuge unserer Recherechreisen, unter anderem auf dem diesjährigen Fespaco-Festival in Burkina Faso, ist uns aufgefallen, dass im Schaffen junger afrikanische Regisseure momentan Musikthemen eine große Rolle spielen. Entsprechend haben wir als Thema „African Soundscapes – African Movies“ für das diesjährige Festival ausgewählt. In Afrika werden mehr als 2000 Sprachen gesprochen und es gibt komplexe mündliche und musikalische Überlieferungssysteme. Dem Geräuschegewirr der großen Städte und den Klängen der reichen Natur versuchen wir damit Rechnung zu tragen. Die afrikanischen Klanglandschaften und die besondere Rolle der musikalischen Kommunikation spiegeln sich auch in den Arbeiten junger afrikanischer Filmemacher. Insgesamt umfasst unser diesjähriges Programm sieben Spiel- und Dokumentarfilme.

Auf welche Filme sollten die Zuschauer besonders achten?

Auf dem Festival feiern die Hip-Hop-Dokumentation „Democracy in Dakar“ (USA/Senegal 2009) sowie Abdoulaye Diallos Portrait „In the Steps of Bembeya Jazz“ (Burkina Faso/Belgien 2007) ihre Deutschlandpremieren. „Democracy in Dakar“ von Ben Herson, Magee McIlvaine und Chris Moore erforscht die Bedeutung von Hip-Hop für die politische Transformation im Senegal. „In the Steps of Bembeya Jazz“ begleitet das Comeback eines der bedeutendsten Orchester des modernen Afrika, Bembeya Jazz. Aber natürlich lohnen sich auch alle anderen Filme.

Erwartet sie Regisseure oder Hauptdarsteller?

Die Filmemacherin Angèle Diabang Brener stellt ihre aktuellen Produktion „Yandé Codou, the Griot of Senghor“ (Senegal 2008) vor, ein Portrait der westafrikanischen Sängerinnenlegende und langjährigen Zeitzeugin der senegalesischen Geschichte. Außerdem wird der Regisseur C. Karim Chrobog vor Ort sein. Er präsentiert mit „War Child“ (USA/ Sudan 2008) seine vielfach ausgezeichnete Dokumentation über das Leben des 1980 im Südsudan geborenen Musikers Emanuel Jal und dessen Werdegang vom Kindersoldaten zum Hip-Hop-Star.

Wird es ein Rahmenprogramm geben?

Ein international besetztes Panel zum Thema „African Soundscapes – Politics of Sound“ fragt am 14. November nach der Bedeutung von Sound und Musik für die Ästhetik des aktuellen Kinos aus Afrika. Und nach den Potentialen afrikanischer Popsubkulturen für die Schaffung zivilgesellschaftlicher Gegenöffentlichkeiten. Mit dem Workshop „Soundscapes Schöneweide“ engagiert sich Afrikamera im Bereich Kulturelle Bildung. Begleitet vom burkinischen Hip-Hop-Aktivisten Smockey erforschen Jugendliche aus Schöneweide die akustische Umwelt ihres Kiezes und produzieren einen kurzen Hörfilm, der im Rahmen des Festivals präsentiert wird.