Metropolis überstrahlt alles (2/10)


Die 60. Berlinale hat an Ihrem zweiten Tag endlich Fahrt aufgenommen! Nachdem gestern mit dem chinesischen Beitrag „Tuan Yuan“ (Links – Portraits dreier der Hauptdarsteller im Berlinale Palast) der Auftakt der Bären-Jagd noch recht beschaulich vonstatten ging, wie die berichtenden Medien recht einhellig resümmierten, war heute die erste große Sause angesagt: „My Name is Khan“ (außer Konkurrenz) mit Bollywood-Superstar Shah Rukh Khan aus Indien und Polanskis „The Ghost Writer“ mit den Superstars Ewan McGregor und Ex-Bond Pierce Brosnan (Link zum Planet-Interview Doppel-Interview mit Halle Berry über den 20. James Bond-Film „Stirb an einem anderen Tag“) in den Hauptrollen sorgten für lebhaftes Treiben rund um den Roten Teppich!

Doch neben dem Großereignis der 60. Berlinale verblassen sie ebenso, wie „Howl“ das Beatgeneration-Portrait über den wilden Poeten Allen Ginsberg von Robert Epstein
Am Abend stand die Premieren-Wiederaufführung des gerade restaurierten Fritz Lang Klassikers „Metropolis“ (1927) als Public Viewing am Brandenburger Tor vor circa 2.000 Gästen, im Friedrichstadtpalast und als Arte-Live-Übertragung an.

Direktor Kosslick sprach schon im Vorfeld im Arte Interview von „Metropolis als Kino-Demonstration.“ Denn obwohl die Menschenschlange an den Ticketcountern unendlich scheint, weiß Kosslick, dass der endlose Berliner Winter ein Massenhappening wie etwa in Venedig verhindern wird. Im Gespräch betont er: „Wenn bei -18 Grad nicht allzu viele Menschen ans Brandenburger Tor kommen, ist das OK.“

Das ganze Kosslick Interview der Arte-Kollegen hier:

Weitere Videos wie u.a. einem Interview mit Eberhard Junkersdorf (Kuratoriumsvorsitzender der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung), der Orchesterprobe mit Frank Strobel und die Pressekonferenz im Vorfeld zu Metropolis hier, bei arte.tv.

Doch wieder zurück in die bzw. ein Stückchen näher an die Gegenwart. Eine lesenswerte Einschätzung über die Problem-Facetten junger Schriftsteller liefert Andreas Bocholte (Spiegel) in seinem Berlinale-Blog-Beitrag „Heult doch, ihr Schreiberlinge!“ in dem er Polanskis leichtfüssigen Polit-Thriller „Ghostwriter“, wo ein selbiger unter Einsatz des eigenen Lebens und Aufgabe jeglicher Moral-Idee die Memoiren eines britischen Premier, der sicher an Tony Blair angelehnt ist, schreiben soll und Epsteins „Howl“ thematisiert – natürlich nicht ohne einen Seitenhieb auf Jung-Autorin Helene Hegemann.
Wobei die Worte, mit denen Ginsberg sein Gedicht beginnt und damals einer neuen Schreiber-Generation um Jack Kerouac, William S. Burroughs den Weg ebnete, für sich sprechen:
I saw the best minds of my generation destroyed by madness, starving hysterical naked, dragging themselves through the negro streets at dawn looking for an angry fix„…
Klar, dass eine konservative Gesellschaft wie die Mitte der 1950er Jahre in den USA davon irritiert und verschreckt war…

Ebenso, wie Fritz Langs Metropolis den Film, veränderte Ginsbergs Schaffen die Literatur. Schade nur, dass die Hommage Epsteins dies nicht adäquat transportiert.

Dieser Beitrag entstand als Teil einer Kooperation vom Portal für Interview Planet Interview und Berliner-Filmfestivals.de.