Worte zwischen den Filmen


Premieren, Partys und Palaver – elf Tage lang sagt das Weltkino: „Ick bin ein Berliner“

Der erste Tag von Festspielen ist klassischer Weise ein Tag der Zahlenspiele. Weil das Geschehen noch nicht so recht in Gang gekommen ist, treten Statistiken an Stelle aktueller Meldungen. Im Falle der Berlinale 2010 zählt man also ihre Jahresringe (es sind 60) und die Filme ihres Programms (es sind gefühlte 15.476, tatsächlich aber „nur“ 400). Wie viele Rechtschreibfehler auf dem offiziellen Plakat zu sehen sind, hat noch niemand gezählt – kein Wunder, auf ihm finden sich, klein aber entzifferbar gedruckt, sämtliche Filmtitel, die in den letzten 60 Jahren auf der Berlinale gelaufen sind. Es sind tatsächlich 15.476.

Der klassische Film besteht indes aus 24 Bildern pro Sekunde und aus ebenso vielen Schwarzbildern dazwischen, was Dank der um sich greifenden Digitaltechnik längst nicht mehr auf alle Berlinale-Filme zutrifft. Allein sechs der 26 aktuellen Wettbewerbsfilme werden digital, also schwarzbildfrei projektiert. Aber jenseits aller Moden und technischer Innovationen bleibt eines seit 60 Jahren gleich: zur Berlinale gehört, nicht weniger als das Sehen der Filme selbst, das Reden über Filme, das Planen von Filmen, der Klatsch und Tratsch, der Boulevard, die Fachsimpelei, die Fragen aus dem Publikum an die anwesenden Filmemacher, der Businesstalk – kurz: die Worte zwischen den Filmen.

Planet Interview, immer darauf erpicht, aus dem Wortwust und in Wortwüsten Wesentliches heraus zu hören und festzuhalten, hat sich auf den Berlinalen der letzten Jahre unter anderem mit Dustin Hoffman, Ken Loach, Anthony Minghella, Steve Buscemi, Davis Guggenheim und Tilda Swinton unterhalten. Steve Martin gestand uns 2009, er würde seine Ringelsocken mit seiner gemusterten Krawatte nur tragen, um bei Interviews seine Individualität zu betonen, denn „Ich habe zu Beginn meiner Karriere mal einen erfahrenen Kollegen gefragt: Was soll ich auf der Bühne bloß anziehen? Und er meinte: Egal, Hauptsache, du siehst besser aus, als dein Publikum.“ Die Tatsache, dass wir uns zu unseren Leser eher in gegenseitiger Unsichtbarkeit verhalten, begreifen wir in Martins Sinne eher als zeitsparendes Privileg und konzentrieren uns darauf, gemeinsam mit dem Berliner Filmfestivalmagazin Berliner-Filmfestivals.de in den nächsten Tagen von der 60. Berlinale zu berichten, auf den Punkt zu bringen, was rund um das Festivalzentrum am Potsdamer Platz in Interviews, auf Pressekonferenzen und in den Medien zu hören sein wird. Mögen die Spiele beginnen.

Autor: Ralf Krämer
Bild-Quelle: Berlinale