Cine Móviles – das argentinische Wanderkino startet in Berlin


Am Samstag den 28. August startet das argentinische Wanderkino „Cine Móvil“ in Berlin mit einer „Open Air“-Vorstellung im Rahmen der „Langen Nacht der Museen“ im Ibero-Amerikanischen Institut mit „El abrazo partido“ („Die verlorene Umarmung“, Berlinale-Gewinner 2004) seine sechswöchige Deutschland-Tour. Runde 6.000 Kilometer wird das mobile Kino in dieser Zeit zurücklegen, ehe es seine letzte Station Frankfurt zur Buchmesse erreicht, wo Argentinien Ehrengast ist. Das Cine Móvil ist mit einem literarischen Filmprogramm vor Ort.

Auf dem Programm stehen Filme für Kinder und Erwachsene, die in Deutschland teils auf Festivals liefen, doch einem breiten Publikum unbekannt blieben. Alle Filme haben deutsche Untertitel. Für Kinder läuft „El Ratón Pérez“ in der deutschen Fassung „Herr Figo und das Geheimnis der Perlenfabrik„. Wie im Ursprungsort Argentinien sind die Vorstellungen für die Besucher gratis. Und wie in Argentinien werden soziokulturelle Institutionen besucht: Schulen, kommunale Kinos, Kultureinrichtungen, die spanischsprachige Community und Gefängnisse.
Die Idee dahinter kennt man auch aus Deutschland: „Cultura para todos“ lautet das Motto, also „Kultur für alle„! Der ehemalige Frankfurter Kulturdezernent Hilmar Hoffmann formulierte sie 1979 mit seinem gleichnamigen Buch und löste damit eine bis heute anhaltende Diskussion über die Zielrichtung der deutschen Kulturpolitk aus. Seine Idee: „Jeder Bürger muss grundsätzlich in die Lage versetzt werden, (kulturelle) Angebote in allen Sparten und mit allen Spezialisierungsgraden wahrzunehmen, und zwar mit einem zeitlichen Aufwand und einer finanziellen Belastung, die so bemessen sein muss, dass keine einkommensspezifischen Schranken aufgerichtet werden.“ (Hoffmann 1979: 11)

Argentinische Kultur für Alle!

Als ein eben solches Bürgerrecht wird die Teilnahme aller Menschen an der Kultur in Argentinien begriffen. Die Cine Móviles wurden nach einem großen Kinosterben in den 90er Jahre im Land 1997 als eine Kooperation zwischen dem nationen Filminstitut, Instituto Nacional de Cine y Artes Audiovisuales (INCAA), und den Kultursekretariaten der Provinzen eingerichtet. Alle 24 Provinzen Argentiniens verfügen über einen Cine Móvil-Bus samt Equipment für mobiles Kino und ein Projektions-Team. Das Projekt überwindet so die Schwellen der räumlichen Distanzen ebenso wie ökonomisch-soziale Grenzen. Das Angebot der Cine Móviles ist generell für die Zuschauer gratis. Die Cine Móviles sind flächendeckend und außerdem das einzige Kulturprojekt des Landes, das regelmäßig die Kultur direkt zu den Menschen bringt. Die Cine Móviles wurden daher 2003 von der „Organisation amerikanischer Staaten“ (OAS) in die Liste der wichtigsten Kulturprojekte des Kontinents aufgenommen.

Die Bundeszentrale für politische Bildung schrieb einen Wettbewerb anlässlich des „Bicentenario“ im Jahr 2010 aus. Vor 200 Jahren wurden die ersten lateinamerikanischen Länder unabhängig. Gesucht waren Ideen für innovative Kulturprojekte, die dazu beitragen, die Kenntnis über Lateinamerika in Deutschland zu verbessern. Die Idee, ein argentinisches Cine Móvil sechs Wochen durch Deutschland reisen zu lassen, wurde prämiert und fand in Argentinien wie in Deutschland viel Unterstützung.

Termine

Berlin
28.08.2010
Iberoamerikanisches Institut
Auftakt mit Gästen im Rahmen der Langen Nacht der Museen
30.08.2010
Kino Babylon Mitte
02.09.2010
Justizvollzugsanstalt Charlottenburg

Berlin Karow
31.08.2010
Phönix e.V. Kulturverein und Grundschule im Panketal

Brandenburg
29.08.2010
Perwenitz, Kulturmühle
30.08.2010
Perwenitz, Kulturmühle (Schulvorstellung)
01.09.2010
Müncheberg, Stadtpfarrkirche

Alle Termine hier!

Cine Móviles – FILM-TOUR MIT 14 FILMEN DURCH ALLE 16 BUNDESLÄNDER DEUTSCHLANDS
Mehr Infos: www.cinemoviles.de

Denis Demmerle