Zebra Poetry Film Festival: Das Wort im Film


Filmszene: The Cat Piano

Poesie und Film, das klingt nach einer spannenden Verbindung. Zwei Genres, zwei Welten die sich im Kunstbetrieb aus einem ähnlichen Grund speisen: dem Schaffensdrang. Die Verknüpfung von textueller Poesie, Lyrik, und cineastischem Mittel, sprich der Kamera, bedarf dagegen einer Umdeutung, der Interpreation einer Vorlage. Eine Ausgangssituation, die so spezifisch sonst nirgends im Berliner Festivalbetrieb gefordert wird wie auf dem Zebra Poetry Film Festival. Man fragt sich also: Kann das fruchtbar gelingen? Oder nieselt von der Leinwand nur ein unverständliches Gemisch aus kinematograpischer Bildästhetik und literarischem Pathos?

Natürlich, das liegt im Lauf der Dinge, war bei dem diesjährigen mittlerweile fünften Zebra Kurzfilmwettbewerb nicht jeder Film ein Produkt, das eigens nur für dieses Festival entstanden ist. Einige Filme, etwa der Kurzfilm „Der Conny ihr Ponny„, liefen schon auf zahlreichen renommierten Kurzfilmfestivals der Stadt. Dennoch haben die Kuratoren es in diesem Jahr geschafft, eine internationale Filmauswahl zusammen zu stellen. Stolze 900 Beiträge aus 71 Ländern. 26 davon liefen im zweitägigen Wettbewerb und buhlten um den Status „bester Poesiefilm“. Beiträge, die von höchst unterschiedlicher Qualität waren, manchmal geradezu nebulös am Zuschauer vorbeischwirrten, langweilten, oder kurzweilig wie intensiv eine Verankerung im Kopf suchten und auch fanden.

Breath“ von Emma Passmore ist so ein Beispiel. Als erster Film im Wettbewerb zu sehen, vergeht er so schnell, dass er seine Wirkung kaum entfalten kann. Man registriert Bilder aus dem alltäglichen Leben eines Menschen, assoziativ verkettet mit dem Begriff Atem. Darüber werden Worte gelegt, die einem die Kürze dieser Alltäglichkeit offenbaren. Ein gelungenes Paradoxon, spiegeln sich hier doch Kurzweiligkeit und Verharren in nur etwas mehr als einer Minute. „The Cat Piano“ von Eddie White und Ari Gibson ist ein wundervoll animierter Zeichentrickfilm, der seine Düsternis aus den Zwischenzeilen und dem verbildlichten Tembre des Film Noir zieht. Unterstützt von der sinistren Sprecherstimme des australischen Sängers Nick Cave folgt man einer nebulösen Gestalt, die sich durch eine Stadt voller singender Katzen bewegt.

Filmszene: Polifemi

Polifemi“ (Elena Chiesa) zeigte die Schwäche, die die internationale Ausrichtung des Festivals mit sich brachte. Der Beitrag in italienischer Sprache, der sich um die Nähe zu unserem Gegenüber, zu unserem Partner dreht, wurde untertitelt. Was dazu führte, dass der Zuschauer zwischen den Ebenen von Bild und Untertiteln wechseln musste, um überhaupt etwas von Chiesas gesprochenen Worten zu verstehen. Die Verbindung von Bild und Sprache, die essentiell für das Verstädnis des Festivals ist, geht damit verloren. Und schadet letztendlich der Ausdruckskraft des Films. Und damit wären wir wieder beim Ausgangspunkt dieses Textes. Ein international aufgestelltes Programm bringt ein wesentliches Problem mit sich, das zwar nicht direkt im Bild, vielmehr im poetischen Wort selbst verankert ist: Die Übersetzung in bzw. aus einer anderen Sprache. Ein Gedicht in eine andere Sprache zu übertragen, ihm nicht Bedeutungen und Ebene zu rauben, ist bereits eine Kunst für sich. Nun einen Film aus einem Gedicht heraus zu schaffen und diesen dann im kleinsten gemeinsamen Nenner, der Untertitelung, einem Publikum allgemeinsprachlich verständlich zu machen, ist dagegen eine Leistung, die, wie es einige der Filme zeigten, nicht beachtet wurde, bzw. nicht gelungen ist. Schade.

Gut funktioniert hat dagegen Robert Pohls und Martin Hentzes „Der Conny ihr Ponny„. Ihr Kurzfilm nach einem Gedicht des Kabarettisten Gabriel Vetter ist beides: gelungener, schablonenartig arrangierter Kurzfilm und sprachliche Überhöhung bis ins Expressionistische. Benannte Conny erhält ein Ponny, das sie nicht in den Bus bekommt, was schließlich zum Untergang der Schweiz führt. Ein dadaistischer Sprachduktus paart sich hier mit einer scherenschnittartigen Bildabfolge, beide überspitzen gekonnt die abstruse und klamaukartige Geschichte von Conny.

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