Afrikamera: Ein Kontinent zwischen Zukunft und Vergangenheit


Filmszene: "Un Homme Qui Crie"

Filmszene: "Un Homme Qui Crie"

Afrikamera geht in die dritte Runde. Unter dem Motto „African Leaders – African Future – African Movies“ zeigt das Festival im Kino Arsenal vom 18. bis 21. November eine Auswahl von Spiel– und Dokumentarfilmen, die sich mit der vergangenen wie zukünftigen politischen und gesellschaftlichen Entwicklung des Kontinents auseinandersetzen. Das diesjährige Programm liest sich als eine Bestandsaufnahme des Jahres 2010, dem Jahr der ersten Fußball-Weltmeisterschaft, die den Kontinent im Sommer einen Monat lang in das Zentrum der Weltöffentlichkeit rückte. 50 Jahre nach dem Ende der Kolonialherrschaften fällt diese Bilanz gemischt aus. Die aktuellen Arbeiten der afrikanischen Filmschaffenden reflektieren ein Bild der Zukunft, das sowohl sowohl Hoffnung als auch Ernüchterung zeigt.

Das Festival eröffnet mit der Deutschlandpremiere von „Un Homme Qui Crie“ des tschadischen Regisseurs Mahamat-Saleh Haroun. Er erzählt die Geschichte des in die Jahre gekommenen Adam, der als Bademeister in einem Luxushotel arbeitet. Als chinesische Investoren das Hotel übernehmen, wird er durch seinen Sohn ersetzt und soll künftig als Parkplatzwächter in der Herberge arbeiten. Zeitgleich steht das Land am Rande eines Bürgerkriegs. „Un homme qui crie“ lief in diesem Jahr im offiziellen Wettbewerb des Filmfestivals von Cannes und wurde mit dem Preis der Jury ausgezeichnet.

Filmszene: "Twighlight Revelations"

Filmszene: "Twighlight Revelations"

Iron Ladies of Liberia“ portraitiert Ellen Johnson Sirleaf, die erste frei gewählte Staatschefin in Afrika. Nach ihrem Wahlsieg berief sie mehrere Frauen in allen Bereichen der Regierung auf Führungspositionen. Der Film stellt die Frage, inwiefern die erste Präsidentin Liberias mit der Unterstützung ihrer politischen Weggefährtinnen dauerhaft Demokratie und Frieden in das verwüstete Land bringen kann. Mit „Nous aussi nous avons marché sur la lune“ und  „Le Damier – Papa National Oyé!“ zeigt Afrikamera zwei Arbeiten von Balufu Bakupa-Kanyinda, einem der heute einflussreichsten und vielseitigsten afrikanischen Regisseure. In „Nous aussi nous avons marché sur la lune“ folgt der Maler Muntu-wa-Bantu im Jahre 1969 der Raumfähre Apollo 11 auf dem Weg zum Mond. „Le Damier – Papa National Oyé!“ ist eine politische Satire auf den kongolesischen Diktator Mobutu – im Gewand eines Fictionfilms.

Der algerische Dokumentarfilm „La chine est encore Loin“ portraitiert den Ort Ghassira, der als die Wiege des algerischen Unabhängigkeitskampfes von 1954 bis 1962 gilt. Gezeigt wird eine Gegenwart, die von Zerrissenheit und leiser Hoffnung geprägt ist. Regisseur Malek Bensmaïl, der ein Jahr lang in Ghassira filmte, blickt auf den dörflichen Mikrokosmos wie auf eine Bühne und schafft Raum für Empathie, für Erzählungen, Konfrontationen und zarte Versuche des Aufbruchs. Der Dokumentarfilm „Twighlight Revelations: Episodes In The Life Of Emperor Haile Selassie“ des äthiopischen Regisseurs Yemane I. Demissie zeigt anhand von Archivmaterial wichtige Meilensteine der Herrschaft des letzten äthiopischen Kaisers. Portraitiert werden die Menschen hinter dem Mythos Haile Selassie, der bis heute von den Millionen Anhängern der Rastafari-Bewegung verehrt wird.

Filmszene: "Shirley Adams"

Filmszene: "Shirley Adams"

Das Festival schließt mit „Shirley Adams„, dem gefeierten Debüt des jungen südafrikanischen Regisseurs Oliver Hermanus. Er erzählt die Geschichte von Shirley Adams, die sich aufopferungsvoll um ihren 20-jährigen Sohn kümmert. Donovan ist querschnittsgelähmt, seit er auf dem Schulweg von einem Querschläger getroffen wurde. Der Film zeigt die Opfer des blutigen Bandenkrieges in Südafrika. Das Sozialdrama eröffnete im vergangenen Jahr das Filmfestival in Locarno und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.

Martin Daßinnies

Afrikamera 18. bis 21.November, Kino Arsenal, www.afrikamera.de