Berliner Schauspielschule Preisträger beim Filmfest in Mannheim


Kinozelt HD

Kinozelt HD

Bereits zum 59. Mal fand zwischen dem 11. bis 21. November 2010 das Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg (IFFMH) statt. Mit seinen jährlich rund 50.000 Besuchern, die wie gewohnt im Mannheimer Stadthaus, dem Mannheimer Kino Atlantis und erstmals im Garten des Heidelberger Schloss gastierte, ist es eines der größten Filmfeste des Landes und dank der hohen Qualität der dort gezeigten Beiträge auch eines der wichtigsten.

Das Festival setzt sich zum Ziel, international noch unbekannte Regisseure und ihre Werke zu präsentieren. Die Filme feiern beim Festival ihre Deutschland-Premiere und dürfen vorher noch nicht auf den großen europäischen A-Festivals von Berlin, Cannes, Venedig und Locarno gezeigt worden sein. Umso beeindruckender, welch ausgewogen gutes und dennoch mit nur 25 Wettbewerbsbeiträgen, die an elf Tagen gezeigt werden, sehr konzentriertes Programm, das die Festival-Macher um Festivalleiter Dr. Michael Kötz auf die Beine stellten. Bei all der vorhandenen Qualität trifft es sich, dass das Festival in Mannheim/Heidelberg eine ganze Reihe von Preisen vergibt.

Hauptpreis nach Kanada

Über den Hauptpreis, den Großer Preis von Mannheim-Heidelberg entschied eine internationale Jury, bestehend aus Stefan Laudyn, der seit 1991 das Internationale Film Festival Warschau leitet, Clemens Klopfenstein, der als einer der wichtigsten Filmemacher der Schweiz und der Filmregisseurin Cynthia Beatt, die unter anderem für das Doppel „Cycling the Frame“ und „The Invisible Frame“ verantwortlich ist, in welchen die großartige Tilda Swinton sich gleich zweimal auf eine 160-Kilometer-Fahrradtour entlang der Berliner Mauer begab. Das Trio entschied sich für „10 ½“ von Daniel Grou aus Kanada. In der Begründung heißt es: „Das Dilemma eines Kindes in der modernen Gesellschaft ist auf allen Ebenen zutiefst überzeugend dargestellt„.

Filmstill 10 12

Filmstill 10 12

Eine mehr als verdiente Auszeichnung, für das wuchtige Drama, in dessen Zentrum die psychologische Studie, des zehneinhalb Jährigen Tommy steht. Von verantwortungslosen Eltern vernachlässigt entwickelt er sich selbst überlassen zu einem kleinen Monster mit Engelsgesicht. Zwischen verschiedensten Einrichtungen hin- und hergeschoben, manifestiert sich in ihm vor allem das Gefühl der Abschiebung. Angekommen in „Le Tremplin“, einem neuen Modellprojekt für gewalttätige Jugendliche, bringt er die dortige Gruppe mit seinen Wutanfällen an die Grenze der Belastbarkeit, wenn er wie ein wildes Tier wütet. Während die meisten Mitarbeiter des Heims ihn aufgeben und weiterschieben wollen, hält der Erzieher Gilles an ihm fest und entwickelt Methoden, um sich dem Kind zu nähern. Wie ein Happy-End für Tommys Geschichte aussehen könnte, überlässt Grou der Fantasie des Zuschauers. Doch der muss sich wohl erstmal von Tommy und der bedrückenden Gewissheit erholen, dass die Gesellschaft Kinder wie ihn produziert.

Grous „10½“ war einer von gleich vier Filmen, die sich um Leben, Sorge und Nöte der Jugend drehten. Sicher ein Trend des aktuellen internationalen Filmschaffens und ein Schwerpunkt des Festivals, das daneben noch die Langfilm-Debüts von Sophie Schoukens („Marieke, Marieke„), Lisa Langseths („Till det som är Vackert„) und „Hold om mig“ vom dänischen Regisseurs Kaspar Munk zeigte, die sich vielfältig an der Thematik abarbeiteten.
Schoukens und Langseth beleuchten dabei jeweils den determinierten Weg zweier junger Erwachsener. Während Schoukens Marieke den Verlust des Vaters zu kompensieren versucht, indem sie sich älteren Männern hingibt, kämpft Langseths Katarina gegen ihre Herkunft an und bekommt durch einen Zufall die Chance auf ein anderes Leben. Sie folgt mit ihrem Film der Überzeugung, dass „sich Menschen in alle Richtungen entwickeln können„, wie sie sagt.

Das Publikum kürt gleich zwei Sieger…

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