Zwei Jahrzehnte osteuropäischer Film in Cottbus


Filmszene: DieVersuchungdeshl

Filmszene: DieVersuchungdeshl

Zwischen dem 2. und dem 7. November richten sich bundes- und europaweit wieder die Blicke nach Cottbus. Was vor zwanzig Jahren als Experimentalfilmfestival begann, gilt heute als vielbeachtete Leistungsschau des osteuropäischen Films. Im Wettbewerb der Jubiläumsausgabe finden sich folgerichtig zehn deutsche Erstaufführungen, von denen einige schon bei den großen A-Festivals in Cannes, Locarno, sowie dem – gerade für Osteuropa immens wichtigen – Internationalen tschechischen Filmfestival Karlovy Vary ihr Publikum begeistern konnten. Sie konkurrieren um den erstmalig mit 20.000 Euro dotierten Hauptpreis. Über die Vergabe entscheidet eine hochkarätige internationale Jury, für die die brasilianische Filmemacherin Sandra Kogut, der indische Regisseur Shahant Shah, die deutsche Schauspielerin Anjorka Strechel, der serbische Regisseur Vladimir Perišic, dessen Debütfilm „Ordinary People“ 2009 den Preis für den besten Film und den besten Schauspieler in Cottbus gewann sowie Fernanda Silva, die Direktorin des FESTROIA International Film Festival Setúbal gewonnen wurden.

Wettbewerb um die gläserne Lubina

Die Juroren dürfen sich auf eine schwierige Aufgabe einstellen: Hochdekorierte Filmschaffende konkurrieren um die gläserne Lubina! Wir wagen einen kurzen Einblick: Im diesjährigen Fipresci – Preisträger von Cannes „Adrienn Pal“ (von Agnes Kocsis) riskiert die dicke Krankenschwester Piroska den Ausbruch aus ihrem alten Leben, in dem sie sich auf eine Spurensuche in der eigenen Vergangenheit begibt. Über zwei Stunden Laufzeit und eine recht traurige Exposition sollten allerding beachtet werden.
Hier der Trailer:

Ausbrechen will auch die Freigängerin Matilda in Bogdan George Apetris rumänischen Debutfilm „Outbound„. Sie träumt nach zwei Jahren hinter Gittern will sie in 24 Stunden fliehen ihr Leben neu zu ordnen, doch die Vergangenheit holt sie ein. Der Film basiert auf einer Geschichte von Cannes-Gewinner Cristian Mungiu, dem Regisseur des erschütternden „4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage„.

Filmszene: Outbound

Filmszene: Outbound

In „Ein anderer Himmel“ macht sich Schafhirte Ali auf die Suche nach der Frau, die er vor Jahren verlassen hat. Er landet mit der Hoffnung auf ein besseres Leben in Moskau. Aus Russland kommt „Rückwärtsgang„, das Debüt von Regisseur Andrey Stempkovsky. In seinem Drama nimmt eine Mutter nach dem Tod ihres Sohnes eine Waise auf. Doch der totgeglaubte kehrt zurück. Ein Film über das, was der Krieg aus der Gesellschaft macht – hier behutsam anhand der Geschichte der Mutter und ihres vermissten Sohnes erzählt. Als mögliche Überraschung gilt „Die Versuchung des Hl. Tony“ vom estnischen Regisseur Veiko Öunpuu, den mancher auch schon beim Berliner Baltic Filmfestival erwartet hätte. In seinem Langfilmdebüt erzählt er anhand von schwarz-weiß gestylten Bildern eine bizzaren Reise in die alptraumhaften Abgründe der Seele.

Kurzspielfilmwettbewerb

Der Wettbewerb Kurzspielfilm hält elf Beiträge aus neun Nationen bereit. Darunter eine Weltpremiere sowie eine Reihe internationaler und deutscher Premieren. Im diesjährigen Wettbewerb warten Shorts aus u.a. Ungarn, Polen, Russland und Estland auf interessierte Zuschauer. Die Themen reichen von der ersten Liebe, dem Abschied von zu Hause oder einem Talismann der kein Glück bringt. Unter den deutschen Erstaufführungen ist u.a. der rumänische Beitrag des dffb-Absolventen Alexandru Mavrodineanu. „Musik im Blut“ handelt von einer musikalischen Bewährungsprobe, die einen unerwarteten Ausgang nimmt. Der Film gewann den Best Film Award in Grenoble.

Hier das ganze Programm der Cottbuser Jubiläumsausgabe.