9. Türkische Filmwoche im Zeichen der Normalität


Filmszene: "Almanya - Willkommen in Deutschland"

Filmszene: "Almanya - Willkommen in Deutschland"

Deutsch-Türkisch, Türkisch-Deutsch

Die 9. Türkische Filmwoche präsentiert vom 7. bis 16. April unter dem Motto „Die mehrfache Normalität“ 14 neue Spielfilme aus der Türkei. Zudem wird anlässlich des 50. Jahrestages des deutsch-türkischen Anwerbeabkommens eine Hommage ans deutsch-türkische Kino gezeigt. „Wer oder was bin ich eigentlich – Deutscher oder Türke?“ fragt sich der sechsjährige Cenk, als ihn beim Fußball weder seine türkischen noch seine deutschen Mitschüler in die Mannschaft wählen. Cenks Großvater Hüseyin kam Ende der 1960er Jahre als Gastarbeiter nach Deutschland und holte später Frau und Kinder nach. Deutschland ist längst zu Hüseyins neuer Heimat geworden – oder doch nicht? Eines Abends überraschte der Großvater seine Familie mit der Nachricht, er habe sich ein Haus in der Türkei gekauft und werde mit ihnen in sein Geburtsland fahren. Die Filmemacherinnen Yasemin und Nesrin Samdereli nehmen in „Almanya – Willkommen in Deutschland„, ihr Film ist beim Deutschen Filmpreis für das beste Drehbuch nominiert, die Ankunft des millionsten Gastarbeiters in der Bundesrepublik Deutschland am 10.9.1964 zum Anlass für eine deutschtürkische Familiensaga zwischen Reflektion von Alltagsgeschichte und treffsicherer Ironie.

In diesem Jahr jährt sich zum 50. Mal der Abschluss der Abschluss des Anwerbeabkommens zwischen der Türkei und der Bundesrepublik Deutschland. Damit begann eine Migrationsbewegung, deren Verlauf die Geschicke beider Staaten, zwischen denen es bereits vorher immer wieder Berührungspunkte gegeben hatte, eng miteinander verzahnte und die beide Länder nachhaltig veränderte. Die Stichworte der meist emotional geführten Migrationsdebatten sind bis heute von politischem Populismus geprägt und reichen von oft ressentimentgeladenen Ehrenmord- und Islamismusvorwürfen bis zum politischen Konzept der interkulturellen Gesellschaft.

Ein Blick in die Gegenwart des zeitgenössischen türkischen Kinos zeigt den Weg in die Normalität. Weg von Themen wie Ehrenmord und religiösem Fanatismus, wenden sich Filmemacher aus der Türkei den Gefühlen des Alltags zu. Liebe, Sehnsucht und die Melancholie des Augenblicks dominieren den diesjährigen Themenkatalog. Immer wieder werden dabei die traditionellen Stärken des türkischen Autorenkinos ausgespielt: behutsame Charakterstudien, das Verhältnis der Menschen zur Natur und das Für und Wider Jahrtausende alter multikultureller Traditionen.

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