Down Under Berlin im Moviemento


Filmszene: "Our Generation"

Filmszene: "Our Generation"

Kulturkampf

Auf der Landkarte der Kinematographie gehört Australien hierzulande zu den wenig beachteten Filmländern. Internationale Stars wie Heath Ledger, der zur Persona non grata mutierte Mel Gibson oder Nicole Kidman, die Down Under in schöner Regelmäßigkeit hervorbringt, gibt es zwar, aber eine Einordnung in Kinokunstformen wie etwa das europäische Erzählkino, das US-amerikanische Independentkino, Hollywood und das japanisches Autorenkino fällt schwer. Wenig ist bekannt und selbst ein filmaffines Publikum kommt selten in den Genuss australischer Produktionen, da hierzulande kaum eine Auswertung stattfindet. Das Filmfestival Down Under Berlin, das vom 16. bis 18 September im Kino Moviemento gastiert, tritt nun erstmals an, diesem blinden Fleck eine kuratierte Auswahl entgegenzusetzen.

Eröffnet wird das Festival, initiiert von der Australierin Frances Hill, mit der Dokumentation „Our Generation„. Die Regisseure Sinem Saban und Damien Curtis legen hier eine mehr oder minder unbekannte Seite des Kontinents offen – Historiker, indigene Oberhäupter, Musiker und Menschenrechtsaktivisten, die Teil kultureller Auseinandersetzungen im modernen Australien sind. „Our Generation“ beschäftigt sich mit dem Kampf der Aborigines um ihr Land, ihre Kultur und ihre Freiheit u.a. am Beispiel der zurückgezogen lebenden Yolngu Gemeinde, in der die ursprüngliche Aborigine-Kultur noch stark vertreten ist. Die Dokumentation eröffnet gleichzeitig die Sektion „Aboriginal Australia“, die, wie es der Titel vermuten läßt, den diesjährigen Fokus explizit auf Filme von, mit und über Aborigines legt. Die Arbeiten thematisieren die kulturelle Identität und das Selbstverständnis der indigenen Bevölkerung und gehen der Frage nach, wie die tradierten Lebensweisen der Ureinwohner mit einer marktorientierten Gesellschaft in Einklang gebracht werden können.

Der Kurzfilm „Muckaty Voices“  von Eleanor Gilbert zeigt diesen Kampf anhand einer konkreten politischen Problematik: der Entsorgung nuklearen Abfalls. Die australische Regierung unter Kevin Rudd, von 2007 bis 2010 Premierminister Australiens, versprach, ein besseres Programm für Atommüll zu entwickeln als seine Vorgänger. Die Entsorgung des nuklearen Abfalls sollte auf dem heiligen Land vieler Aborigine-Gemeinden erfolgen. Was ihnen dieses Land bedeutet, ist vielen Australiern auch heute immer noch nicht bewusst. In seiner ersten Ausgabe trägt das Festival insbesondere der Kurzfilmlandschaft Australiens Rechnung. Gezeigt werden insgesamt 14 aktuelle Produktionen. Daneben werden zahlreiche Filmemacher im Rahmen von Publikumsgesprächen, die im Anschluss an die Filme stattfinden, Einblicke in ihr Schaffen geben. Es kann bei diesem Festival also viel Neues entdeckt werden, auch wenn der Zugang zu einzelnen Themen nicht immer leicht sein wird. Aber das ist Aufklärung bekanntlich nie.

Martin Daßinnies

Down Under Berlin, 16. bis 18. September, Kino Moviemento, www.downunderberlin.de