Festivalbericht Alfilm 2011

Tricksen für die Wahrheit


Soad Hosni, © Alfilm

Soad Hosni, © Alfilm

Neben den politischen Wandel beschäftigten sich einige der Filme mit der Rolle der Frau in der arabischen Gesellschaft. Herausragend der ägyptische Spielfilm „Scheherazade, Tell Me a Story“ (2009) von Yousry Nasrallah über eine junge Fernsehmoderatorin, der ganz nebenbei auch das Tabu-Thema häusliche Gewalt anspricht. Sehenswert auch der in der Reihe Humor verortete marokkanische Spielfilm „Number One“ (2008) von Zakia Tahiri, in dem sich ein ausgemachter Macho zu einem liebvollen, fürsorglichen Ehemann entwickelt und dabei für allerlei Verwirrung sorgt. Einen künstlerischen Ansatz verfolgt Rania Stephan in ihrem Film „Three Disapearances of Soad Hosni“ (2011), der anhand von Ausschnitten der Originalfilme der Film-Diva Soad Hosni das Frauenbild im ägyptischen Kino thematisiert. Während „Diaries“ (2010) von May Odeh einen dokumentarischen Ansatz wählt, um vom Alltag dreier Frauen im besetzten Gaza zu berichten: ein Leben im Spannungsfeld von persönlicher Freiheit, israelischer Besatzung und einer zunehmenden Islamisierung. Der Film beeindruckt vor allem durch die interessanten Geschichten der drei Frauen.

Um persönliche Schicksale geht es auch in „Fix Me“ (2009) von und mit Raed Andoni.  Adnoni erzählt die Geschichte seiner Spannungskopfschmerzen. Während seine Mutter skeptisch in die Kamera fragt, ob denn die Kopfschmerzen ihres Sohns so interessant seien, dass man daraus ein Film machen könne, bekommt der Zuschauer einen einzigartigen, fast schon intimen Einblick in das Leben in Ramallah. Die Kamera ist dabei immer nah dran am Geschehen, ohne aufdringlich zu sein. Der Film „Man Without a Cell Phone“ (2010) von Sameh Zoabi war der einzige Film im Programm, der in Israel spielt und sich mit der Situation der dort lebenden sogenannten arabischen Israelis auseinandersetzt. Er berichtet auf humorvolle Weise vom aussichtslosen Kampf eines Mannes gegen Mobil-Funkmasten.

Dieses Filmfest war eine gelungene Einladung zur Auseinandersetzung mit dem Sprach- und Kulturraum der arabischen Welt. Mögen die arabischen FilmemacherInnen weiterhin so erfolgreich tricksen, um uns an ihren Wahrheiten und Geschichten teilhaben zu lassen.

Judith Orland

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