Festivalbericht: Asian Film Festival 2011

Tragisch ist die Welt


Eintritt zum Festival, Foto: Dong-Ha Choe

Eintritt zum Festival, Foto: Dong-Ha Choe

Das Haus der Kulturen der Welt ist ein merkwürdiger Ort. Es gibt sich kaum Mühe, seine Erstnutzung als Kongresshalle zu verbergen. Jedem Kubikzentimeter ist es anzumerken, dass sich hier ein Architekt mal richtig austoben durfte. Entstanden ist das Gebäude im Jahre 1957 als amerikanischer Beitrag der Bauausstellung „Interbau“ und es sollte die Freiheit des Gedankenaustausches verkörpern. Das klingt nicht nur ein wenig nach Kalter-Kriegs-Kitsch. Der Eingangsbereich, der Ähnlichkeiten mit einem Fünf-Sterne-Hotel aufweist. Der Pavillon, der für den unverbindlichen Diplomatenplausch bestens geeignet ist, die nicht enden wollende Treppe, die zu einem Saal führt, der mehrere hundert Besucher aufnehmen könnte. Das hauseigene Restaurant, das das Soufflieren erleichtert und die angeregte Unterhaltung unterbindet. John F. Kennedy sprach hier während seines West-Berlin Aufenthaltes im Juni 1963. Das gesamte Gebäude strahlt eine trockene Eleganz aus und als Besucher wird man den Eindruck nicht los, eine Figur im Traum eines kleinen Jungen aus den 1950ern zu sein, der sich das frühe 21. Jahrhundert vorstellt.

An diesem Ort fand nun das diesjährige Asian Film Festival statt. Der übergreifende Topos, der die Filme ungeachtet ihrer Länge und Qualität miteinander verband, war die Familie. Nun befinden wir, die Menschen in westlichen Gesellschaften, uns an einem interessanten Scheideweg. Auf der einen Seite haben wir die Zynismen eines Woody Allen hinreichend vertieft. So zum Beispiel, dass in der Ehe zwei Menschen an Problemen scheitern, die sie allein nicht hätten. Auf der anderen Seite werden die fordistischen Postkartenmotive von einem Haus mit Garten, einer geregelten Arbeit und einem harmonischen Miteinander zu einer utopischen Wunschvorstellung, derer man sich ein bisschen schämt. Einheit heißt heute das, was alle Unterschiede in sich aufhebt und meint nicht die Zusammenstellung aller Unterschiede.

The Journals of Musan“ von Regisseur Park Jungbum vermittelt das in schmerzlichen Bildern. Der nordkoreanische Flüchtling Seung-Chul lebt in Seoul und versucht sich eine neue Existenz aufzubauen. Bildästhetisch fühlt man sich dabei zwangsweise an die Mauerstreifen erinnert, doch ist es hier kälter, unromantischer und erbarmungsloser. Die Szene, wo Seung-Chul bei einer christlichen Selbsthilfegruppe einen Mord gesteht und das genau genommen niemanden interessiert, weil es ihm niemand glaubt, löst gleichzeitig Wallungen des Fremdschämens und des Mitleids aus. Das arme Schwein kann nur scheitern.

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