Das war die 11. Französische Filmwoche

Märchenhaftes und das Leben mit 70 plus


Filmszene: "Und wenn wir alle zusammenziehen?"

Filmszene: "Und wenn wir alle zusammenziehen?"

Marseille. Die Kamera fährt entlang des Hafens und fixiert eine Gruppe Hafenarbeiter. 20 von ihnen werden namentlich aufgerufen. Alle samt sind sie entlassen, um den Betrieb vor dem Aus zu retten. So fängt der bewegende Film „Les Neiges du Kilimandjaro“ von Robert Guédiguian an. Ein Film über die Risse in der heutigen Gesellschaft, wobei Guédiguian die Konflikte zwischen den Generationen und Milieus nicht auflöst und gerade dadurch für Toleranz plädiert. Michel, der 55-jährige Gewerkschaftler, ist einer der entlassenen Hafenarbeiter. Er und seine Frau, Marie-Claire, großartig gespielt von Ariane Ascardie, bekommen von ihren Freunden eine Safari-Reise geschenkt. Daher auch der Titel des Films, der sich auf das gleichnamige Lied von Pascal Danel aus den 60er Jahren bezieht. Doch noch bevor sie die Reise antreten können, raubt einer der Mitentlassenen sie aus. Ein Ereignis, das ihr Leben und ihr Weltbild in Frage stellt.

Die 11. Französischen Filmwoche bot viel Nachdenkliches und Lustiges und war zu Recht sehr gut besucht. Die insgesamt 18 ausgewählten Filme vermittelten einen Einblick in die derzeitigen Filmlandschaften von Frankreich, Belgien, Quebec und der Schweiz. Auch dieses Jahr sind viele Filmemacher und Schauspieler der Einladung der Organisatoren gefolgt, um ihre Filme persönlich zu präsentieren und sich den mitunter kritischen Fragen des Publikums zu stellen. Dabei erzählten die Filmemacher und Schauspiel auch viel über ihre Art, Filme zu machen. Beispielsweise Michel Rodde, der Schweizer Drehbuchautor und Regisseur des herausragenden Psycho-Thriller „Impasse du désir„.

In „Imapsse du désir“ geht es um den angesehenen Psychiater, Robert, der nicht akzeptieren kann, dass seine jüngere Frau eine Affäre hat und ihn verlassen will. Deshalb entwirft Robert einen mörderischen Plan, den er durch einen seiner Patienten ausführen lassen will. Eine spannende Charakterstudie beginnt. Michel Rodde vergleicht seine Art Filme zu machen mit der Arbeit eines Komponisten. So wie ein Komponist stellt Rodde präzise-arrangierte Szenen zusammen, wobei Motive und Farben geschickt miteinander verknüpft, variiert und wiederholt werden. Jede Szene steht im Detail bereits ganz genau vor Drehbeginn fest, nichts wird dem Zufall überlassen. Rodde macht das sehr subtil, so dass das ‚Arrangement‘ dem Zuschauer kaum auffällt.

Eine vollkommen andere Art Filme zu machen, haben die Belgier Fiona Gordon und Dominique Abel, die gemeinsam mit dem Franzosen Bruno Romy den eigenwilligen, poetischen Film „La Fee“ gedreht haben. Die beiden kommunikationsfreudigen Filmemacher erzählten, dass sie das Drehbuch in nur zwei Monate fertig geschrieben hatte. Im Anschluss probten und improvisierten sie jedoch insgesamt acht Monate, bis sie mit den einzelnen Szenen zufrieden waren. So ist auch die unvergessliche Tanzsequenz im Aquarium entstanden, wobei sie selber gar keine Tänzer seien, wie sie dem Publikum verrieten. Dennoch wird in „La Fee“ glücklicherweise viel getanzt.

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