7. Cinebrasil im Babylon Mitte

Großstadt und Hinterland


Filmszene: "5 X Favela, Agora Por Nós Mesmos"

Filmszene: "5 X Favela, Agora Por Nós Mesmos"

Die mittlerweile 7. Ausgabe von Cinebrasil präsentiert abermals Filme ausschließlich aus Brasilien, die in Deutschland selten den Weg auf die große Leinwand finden. Beim Eröffnungsfilm „5 X Favela, Agora Por Nós Mesmos“ handelt es sich um den ersten brasilianischen Spielfilm, der komplett von jungen Favela-Bewohnern konzipiert, geschrieben und realisiert wurde. Er zeigt in fünf Kurzfilmen auf poetische und auch fröhliche Art die verschiedenen Facetten des Lebens in den Favelas von Rio de Janeiro, ohne dabei die unterschwellige alltägliche Gewalt auszublenden, der die Bewohner ausgesetzt sind und die sie zum Teil selbst verantworten.

Andere Filme wie der preisgekrönte „Mutum“ (Sandra Kogut) zeigen das brasilianischen Hinterland. Mutum heißt stumm. Mutum ist ein schwarzer Vogel, der nur in der Nacht singt. Mutum ist auch der Name einer abgeschiedenen Region im brasilianischen Hinterland von Minas Gerais, wo der zehnjährige Thiago mit seiner Familie lebt. „Mutum“ zeigt die verworrene Welt der Erwachsenen durch seine Augen – eine Welt voll Betrug, Gewalt und Schweigen. An der Seite seines Bruders und einzigen Freundes Felipe, lernt Thiago diese Welt kennen und muss sich gleichzeitig damit abfinden, dass er sie bald verlassen wird.

O Sol Do Meio Dia“ von Eliane Caffé erzählt vom Aufbruch in die Großstadt. Artur (Luiz Carlos Vasconcelos) bricht aus den Tiefen des brasilianischen Hinterlandes auf, um Erlösung von den Geistern zu suchen, die ihn nach dem tragischen Ausgang einer Tat aus Leidenschaft verfolgen. Auf der Reise lernt er den Bootsbesitzer Matuim (Chico Diaz) kennen, dessen direkte und anarchische Art in scharfem Gegensatz zu seiner Introvertiertheit steht. Sie tun sich spontan für eine Bootsreise zusammen, wobei eine Freundschaft voller spannungsvoller und komischer Situationen entsteht. Als die Reise abrupt endet, sind die beiden gezwungen, zu Fuß weiter zu laufen. Hier treffen sie auf Ciara (Cláudia Assunçao) und die Wege der drei finden in einer Dreiecks-Liebesbeziehung zusammen. Vor dem Hintergrund einer großartigen Landschaft zeichnet die Regisseurin Eliane Caffé die Porträts dreier Menschen, die mit ihrer ländlichen Herkunft brechen und alle Hoffnung auf einen Neuanfang in den anonymen Räumen der Großstadt setzen.

Die einzige Dokumentation der diesjährigen Festivalausgabe „Pro Dia Nascer Feliz“ (João Jardim) zeigt die krassen sozialen Unterschiede im brasilianischen Bildungssystem auf und beschreibt Situationen, die sowohl arme als auch reiche Jugendliche zwischen 14 und 17 bewältigen müssen: soziale Missstände, Vorurteile, Gewalt und Hoffnung. Jugendliche aus Schulen der Vorstädte São Paulos, Rio de Janeiros und Pernambucos sowie aus zwei renommierten Privatschulen in Rio und São Paulo sprechen über ihre Ängste, Hoffnungen und Konflikte. Der Dokumentarfilm erschütterte Schüler und Erzieher im ganzen Land und zeigt zudem, wie das Bildungswesen die Heranwachsenden und eine ganze Nation prägt.

MD

7. Cinebrasil, 2. bis 7. März, Babylon Mitte, www.cinebrasil.info