Gary Oldman über seinen neuen Film „Dame, König, As, Spion“

"Wir lieben es, Preise zu verleihen"


Gary Oldman: "Als Schauspieler sucht man eine Art von Wahrheit"

Gary Oldman: "Als Schauspieler sucht man eine Art von Wahrheit"

Mit der Verfilmung von John Le Carrés „Dame, König, As, Spion“ kehrt Gary Oldman als Agent Smiley auf die ganz große Bühne zurück. Der Brite galt lange Jahre dank Rollen als kaltblütiger Junkie-Cop Stansfield in „Léon – Der Profi“ oder als ebenso tragisch-liebender, wie blutrünstiger Graf Dracula in Coppolas „Bram Stoker’s Dracula“ als der Bösewicht schlechthin. Als Agent Smiley agiert er deutlich weniger körperlich und geht prompt ins Rennen um einen Oscar als bester Männlicher Hauptdarsteller. Im Interview spricht Oldman über den Reiz von Spionagegeschichten, James Bond und die Oscars.

Mr. Oldman, wie haben Sie sich auf die Rolle des alternden Top-Spions Smiley vorbereitet?
Ich habe das Buch gelesen. Mit John Le Carre, dem Romanautor, habe ich nur ein einziges Mal gesprochen. Seine ganze Welt findet sich in seinem Buch. Es ist sehr nützlich, wenn man einen Autor hat, der Spion war.

Hat Ihnen John Le Carre in diesem Gespräch Geheimnisse anvertraut, die sich nicht in seinem Buch finden?
Er hat nichts erzählt, was nicht auch im Buch stünde. Dafür erfuhr ich mehr über die Paranoia und die ständige Furcht, mit der Spione leben müssen. Darüber, wie wichtig es ist, immer verdeckt zu arbeiten und gleichzeitig niemand erzählen zu dürfen, wer man wirklich ist. Über Opfer, die du erbringen musst. Ich könnte so nicht leben. Wir haben den Film beim MI-6 gezeigt – und die liebten ihn. Da war ein Typ, dessen Familie keine Ahnung hatte, was er eigentlich macht.

Wieso sind Spionagefilme immer noch in Mode?
Wir mögen Geheimnisse und wollen wissen, wer stirbt. Dieses Genre wird es immer geben. Sherlock Holmes fasziniert uns.

Verändert unsere moderne Technik das Leben heutiger Spione?
Ich glaube an der Prämisse hat sich nichts verändert. Die Leute kehren zurück in eine analoge Welt. Machen Dinge auf die altmodische Art. Das ist sicherer. Jeder Computer kann gehacked werden. Sie bewahren Geheimnisse lieber in einer Akte, in einem Safe als im Cyberspace auf.

Le Carre sagt, das Buch sei eine Metapher auf unsere heutige Welt. Bedeutet das nicht, dass wir alle ziemlich paranoid sind?
Wir sind sehr paranoid! Gerade in der Berufswelt. Spione unter Spionen. Keiner, der dem anderen traut. Immer jemand, der dem anderen über die Schulter schaut. Wir entdecken, wie gute Leute betrügen, sich Geld nehmen oder Steuern hinterziehen.

Wie paranoid ist das Filmbusiness in Hollywood?
Es ist gerade für Frauen sehr hart. Es muss hart sein, eine Schauspielerin zu sein.

Gibt es Eigenschaften, die Schauspieler und Spione gemeinsam haben?
Ich glaube nicht. Vielleicht die Beobachtung. Als Schauspieler sucht man eine Art von Wahrheit. In der Welt der Spione hat alles zwei Seiten. Das muss ein merkwürdiger Beruf sein.

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