Wenn Nazis aus dem Weltall zu heimlichen Berlinale-Superstars werden


Götz Otto und Udo Kier

Götz Otto und Udo Kier

Das Phänomen „Iron Sky“ und die Hintergründe

Der womöglich mit den meisten Erwartungen herbeigesehnte Film der Berlinale war neben SRKs „Don – The King is back“ wohl am ehesten die finnische SciFi-Trash-Nazi-Satire „Iron Sky“ von Timo Vuorensola, der im April auch in den deutschen Kinos startet. Dass hier (mit Ausnahme von Götz Otto und Udo Kier) keine „big names“ oder allenfalls Nischenstars mitwirken, spielt dabei für die Beliebtheit des Films, mehr noch für den Hype, der rund um ihn entstanden ist, keine Rolle.

Das Geheimnis vonIron Sky“ liegt vielmehr daran, dass die Macher, die aus Finnland, aber auch Deutschland und Australien stammen, von vornherein bei der Entwicklung und Finanzierung des Filmes die (potentiellen) Fans mit einbezogen haben – und zwar sowohl auf finanzielle wie auch auf intellektuelle Art und Weise. Crowdfunding und Crowdsourcing sind die Zauberwörter, die derzeit in der Filmbranche rasant an Bedeutung gewinnen.

Begünstigt wurde das Phänomen“Iron Sky“ vor allem durch das erste Projekt des Regisseurs Timo Vuorensola und seines Produzenten Samuli Torssonen, die Star Wars Parodie „Star Wreck: In the Pirkenning“ (2005), die über einen Zeitraum von sieben Jahren im Blue Box Studio des Produzenten in dessen Wohnung realisiert wurde. Da der 103-minütige Film von Anfang an als Open Source Projekt angelegt war, hatte sich im Internet eine riesige Fangemeinde um die frei downloadbare Parodie gebildet, die den Film bearbeiteten, neu vertonten, kurzum: kreativ mit dem Werk spielten. Zudem zeigte sich, dass diese Community mehr als heiß war auf einen neuen Film der beiden Macher. Zwei Faktoren, mit denen der Regisseur und die Produzenten extrem geschickt umgingen, indem sie diese Basis von vornherein mit in das neue Projekt miteinbezogen.

Neben der Finanzierung, die außer den üblichen Filmfördertöpfen auch das sich mittlerweile immer wichtigere, webbasierte Crowdfunding anzapfte, wurden aber nicht nur die Brieftaschen der Community aktiviert, sondern auch die Gehirne. In einem Interview im Presseheft des Filmes beschreibt der deutsche Produzent, auf welchen Ebenen man dabei operierte:

Von Anfang an wurde die Community auch in die kreativen Entscheidungen eingebunden. Timo stellte auf der Homepage für die Handlung relevante Detailfragen: Wie konnten sich die Nazis am Ende des Zweiten Weltkriegs auf den Mond retten? Welche Maschinen haben sie dort entwickelt? Wie würden die aussehen? Wie könnte ein Ufo ausgesehen haben? Wir erhielten verblüffende Antworten. Teil- weise wurden uns perfekt detaillierte Skizzen von Ufos geschickt, mit der Bitte um Verwendung. Gleichzeitig stellten wir die Produktion immer transparent da. Wir stellten Filme von den Dreharbeiten ins Netz, veranstalteten Q&A’s mit den Schauspielern, der Regisseur sprach die Fans regelmäßig direkt an. Und schließlich haben wir die Community auch ans Set eingeladen, bei einer Massenszene in Frankfurt als Statisten mitzumachen. Es kamen mehrere hundert Fans. Wir spielten auf allen erdenklichen Marketing-Klaviaturen, um den Fans exklusive Informationen zuzuspielen.

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