Filmreihe „The Archers“ im Kino Arsenal

It isn't really a belief in mysticism


Filmszene: "49th Parallel"

Filmszene: "49th Parallel"

„My whole work in films would have been quite different if I hadn’t met Emeric when I did.“, sagte Michael Powell in einem BBC-Interview über seinen Weggefährten Emeric Pressburger. Der Londoner Produzent Alexander Korda brachte die beiden für die gemeinsame Arbeit zu „The Spy In Black“ (1939) zusammen. Nachdem sie ihre Firma „The Archers“ gründeten, produzierten sie für 17 Jahre gemeinsam Filme. Danach drehte Powell im Alleingang seinen bekanntesten Film „Peeping Tom“ (1960), der zwar heute zu den „Must Sees“ eines jeden Cineasten gehört, aber damals im Jahr 1960 seine Karriere beendete. Das Kino Arsenal gibt dem britischen Autorengespann fast einen Monat (vom 1. bis 23. April), damit ihre opulenten Werke von Interessierten verfolgt werden können. Einer der faszinierendsten Filme aus der Zeit des zweiten Weltkriegs ist mit Sicherheit „49th Parallel“ (1941). Es ist ein Anti-Nazi-Streifen, der die USA dazu ermutigen sollte, dem Krieg in Europa beizutreten. Mit internationaler Besetzung entstand der Film in Kanada und handelt von einem deutschen U-Boot, das in der Deckung des Hudson Bays pausiert, um Vorräte zu erwerben. Während ein Suchtrupp an Land geht, wird das U-Boot bombadiert und die Landser sind auf sich gestellt.

Nun beginnt eine Odyssee, bei der die Männer in diverse Konflikte geraten, welche allesamt Aspekte der nationalsozialistischen Ideologie aufgreifen und ad absurdum führen. Drei entscheidene Epsioden ereignen sich in Folge. In der ersten spielt Laurence Olivier einen Trapper mit Namen Scottie, der mit einigen Anderen vor einem Krämerladen pausiert, als sie auf einmal von den Nazis angegriffen werden. Hier wird die Brutalität der Nazis zur Schau gestellt (einem Eskimo wird in den Rücken geschossen, Frauen und Kinder erschlagen) und wäre da nicht Oliviers grauenhafter Akzent, würde die Szene auch noch heute die Kinogänger zu Tränen rühren. Die zweite Episode setzt in der deutschen Gemeinde Hutterer ein, wo die Nazis Gleichgesinnte vermuten.  Eine leidenschaftliche Rede an die Gemeinde stößt jedoch nur auf taube Ohren. Anton Walbrook spielt einen der Dorfbewohner und in einem brillianten Monolog verdichtet er seinen ganzen Ekel gegen die deutsche Ideologie.

In der dritten Szene treffen die Nazis nun auf Leslie Howard in seiner Rolle als den Schriftsteller Philipp Scott, der umgeben von Büchern in der kanadischen Wildnis zeltet. Natürlich veranstalten die Nazis mit seinen Erstausgaben ein Freudenfeuer. Aus heutiger Sicht ist das manchmal etwas viel des Guten, aber dennoch ist der Streifen ein nachdenklich machender, der seinen politischen Anspruch in eine spannende Erzählung einflechtet.  Weil die Nazis hier die Protagonisten sind,  bekommen sie Persönlichkeit und ein Profil. Somit sind wir bei der freudschen Achse von heimlich und unheimlich. Unheimlich ist nur oberflächlich betrachtet der Gegensatz zu heimlich – heimisch, vertraut. Unheimlich ist alles, was im Verborgenen bleiben sollte und dennoch hervorgetreten ist. Die Nazis sind auf einmal nicht mehr einen Ozean entfernt. Die Nazis sind unter uns. Etwas Eingewöhnungszeit braucht man schon, um sich heute in die Gefühlswelt eines Zuschauers der frühen 1940er Jahre hineinzuversetzen, aber auf jeden Fall handelt es sich um eine der interessantesten Arbeiten aus der Zeit des Weltkriegs.

1 2