Mutantenkino-Macher Flux im Gespräch

Das Unerwartete erwarten


Mutantenkinomacher Flux: "Falls es Hart auf Hart kommt und man sich tatsächlich mit Mutanten herumplagen müsste, ist mein großes Vorbild Chalton Heston in "The Omega Man."

Mutantenkinomacher Flux: "Falls es Hart auf Hart kommt und man sich tatsächlich mit Mutanten herumplagen müsste, ist mein großes Vorbild Chalton Heston in "The Omega Man".

Noch 216 Tage, dann ist Schluss mit lustig. Das sagt zumindest der Mayakalender. Zeit, sich dem Thema Apokalypse mit all seinen Mythen, zahlreichen Fehlversuchen in der Vergangenheit und zukünftigen Konsequenzen als Vorbereitung auf den großen Knall anzunehmen. Flux, den Organisator von Mutantenkino, begleiten diese Fragen schon sein ganzes Leben. Bevor am Samstag die vierte Ausgabe der Reihe Arbeiten von John Carpenter huldigt, erklärt Flux die Idee hinter Mutantenkino, warum er vergessene und verlassene Orte liebt und wie er sich den Untergang der Welt eigentlich vorstellt.

Flux, wie kamst du auf die Idee, apokalyptische Filme zeigen zu wollen?
Schon seit meiner Kindheit haben mich verlassene und verfallene Orte und karge Landschaften magisch angezogen. Bis heute ist es so, dass ich an keinem Brachland oder verlassenen Haus vorbeigehen kann, ohne einen Blick hineingeworfen zu haben und irgendetwas von dort mitzunehmen. Irgendwann fängt man natürlich an, genauer über diese Orte nachzudenken; man grübelt über Verfall, Vergänglichkeit und über untergegangene Zivilisationen nach. Das Apokalyptische scheint eine lange Tradition in unserer christlich geprägten westeuropäischen Gesellschaft zu haben, denn in jeder Epoche gab es Untergangspropheten und Endzeiterwartungen. Irgendwann fing ich an, Bücher, Filme und Computerspiele, die sich mit der Thematik beschäftigen, zu verschlingen und zu sammeln. Als in den letzten Jahren dann „The Road“ und Emmerich’s „2012“ ins Kino kam und der endende Mayakalender in aller Munde war, dachte ich mir, eine monatliche Veranstaltungsreihe zum Thema Weltuntergang wäre angebracht – und was eignet sich besser dafür, als Filme zu zeigen? Vor allem Filme, die sich nicht wie „2012“ sehr plakativ und effektgeladen mit dem Thema beschäftigen, sondern auch unbekanntere Werke abseits des Mainstreamkinos.

Organisierst du das Projekt allein oder hast du andere Freunde des Mutantenfilms, die dir dabei helfen?
Anfangs organisierte ich die Mutantenkino-Abende komplett alleine, aber mittlerweile konnte ich noch einen Freund dazugewinnen, einen Cineasten und Filmkritiker, der mir den Kontakt zu den äußerst engagierten Betreibern des Filmrauschpalast Moabit vermittelt hat, die sofort von der Idee begeistert waren. Aus diesem Kontakt ist auch die John-Carpenter-Nacht am kommenden Samstag entstanden.

Erzähl ein bisschen was zu den wechselnden Locations. Warum immer ein anderer Ort? Und warum finden deine Vorführungen in, wie du sagst, „dystopischem Ambiente an endzeitlichen Orten“ statt?
Durch meine eigene Faszination für verlassene Orte und die besondere Atmosphäre und Stimmung, die sie erzeugen, kam ich auf die Idee, Mutantenkino auch an solchen Orten stattfinden zu lassen. In engen Kellerräumen oder von der Geschichte gezeichneten Gebäuden entfalten die Filme ein noch intensiveres Gefühl. Das ist nicht zu vergleichen mit einem x-beliebigen voll ausgestatteten Multiplexkinos. Berlin ist voll von zerstörten, vernachlässigten, versteckten oder unvollendeten Orten, die alle irgendwann einmal funktional, modern oder im Aufbruch zu etwas entstanden und konzipiert worden sind – und jetzt keine Rolle mehr spielen. Welche Bedeutung werden die Orte irgendwann einmal haben, die wir heute wie selbstverständlich in unserem Alltag besuchen und nutzen? Und noch viel spannender ist die Frage, welche Bedeutung die heutigen Orte haben werden, wenn unsere gesellschaftliche Ordnung einmal nicht mehr existieren sollte? Genau mit solchen Fragen möchte Mutantenkino spielen.

1 2