Cinema Storytelling from New Zealand im Kino Arsenal

Bevor es bei euch hell wird…


1984 lebt an der Ostküste Neuseelands der wohl größte Fan von Michael Jackson: Der 11jährige Boy.

1984 lebt an der Ostküste Neuseelands der wohl größte Fan von Michael Jackson: Der 11jährige Boy.

…hat die Sonne am anderen Ende der Welt fast schon einen Tag hinter sich. In Neuseeland gibt es nicht nur Kiwis, die den Sonnenschein genießen, wenn es bei uns noch dunkel ist, sondern auch Buchkunst. Das kleine Land östlich Australiens ist in seiner Mannigfaltigkeit irgendwie auch Spiegel des Planeten Erde. Da ist es auch an der Zeit, dass sich dieses Land als Gastland der diesjährigen Frankfurter Buchmesse präsentiert. Das ist zwar erst im Herbst der Fall, aber ab dem 25. August kann man sich schon cineastisch auf die künstlerischen Produktionen des Kiwi-Staates einstimmen. In sechs deutschen Städten, darunter natürlich auch Berlin, wird eine kleine und sehr gut bedachte Auswahl von neuseeländischen Filmen zu sehen sein. „Cinema Storytelling from New Zealand“ offeriert ein übersichtliches Sammelsurium, das von Maryanne Redpath zusammengestellt wurde. Redpath, die u.a. auch Leiterin der Sektion „Generation“ der Internationalen Filmfestspiele Berlin ist, hat acht Filme für sechs Vorstellungsabende ausgesucht. „Ich bin gebürtige Neuseeländerin und habe dort bis in die siebziger Jahre gelebt“ – Redpath hat somit als Insiderin einen geschulten Blick für Arbeiten, die die Mentalität der Menschen Neuseelands und die ‚Aura‘ dieser grandiosen Insel vermitteln können. „Die Auswahl ist sehr subjektiv und ist von mir zum Teil anhand von Typen und Machern gewählt worden, die ich persönlich sehr interessant finde, wie etwa Jane Campion.“ Von der Regisseurin aus Wellington, die einen Drehbuch-Oscar für ihren Film „Das Piano“ (1993) erhielt, wird „Ein Engel an meiner Tafel“ (1990) zu sehen sein.

Der Film „Wale Rider“ (2002) von Niki Caro, für den die bis dato jüngste für einen Oscar nominierte Hauptdarstellerin Keisha Castle-Hughes (Paikea) vor der Kamera stand, geht auf die Spurensuche der neuseeländischen Ureinwohner anhand der Geschichte der kleinen Paikea und hinterfragt die identitätsstiftenden Traditionen der Maori. Der eingängige und tiefgründige Film „Boy“ (2010) über eine komisch-dramatische Vater-Sohn-Beziehung bringt den Zuschauern laut Redpath „… einen der besten Filmemacher Neuseelands“ näher. Zu Recht, denn Taika Waititi schrieb zu „Boy“ nicht nur das Drehbuch und führte Regie, auch überzeugt er als Hauptdarsteller. Der Film wurde auf der Berlinale 2010 ausgezeichnet und ist eine sehr schöne Arbeit mit dem Appell zur Reflextion über die Erwachsenenwelt – wie man erwachsen wird, ist und vor allem zu sein hat. Neben den Literaturverfilmungen, modernen Klassikern, bildgewaltigen Maori-Geschichten und tragischen Helden kommt der sehr spezielle Insel-Humor nicht zu kurz und jedem Zuschauer sei garantiert, trotzdem es bei uns zu den Filmvorführungen noch nicht hell sein wird, in Sachen Neuseeland wird jeder etwas erleuchteter sein.

Sven Bruelke

„Cinema Storytelling from New Zealand“ 25. bis 31. August, Kino Arsenal, Porgamm unter www.arsenal-berlin.de