1. Israel Film Festival im Moviemento

Israelische Filmemacher stellen sich vor


Krieg als Unterhaltung: "War matador" um sich die Raketenangriffe auf Gaza anzukucken. "War Matador" widmet sich dem Phänomen des Kriegstourismus.

Krieg als Unterhaltung: "War Matador" widmet sich dem Phänomen Kriegstourismus.

Das Jüdische Filmfestival ist in Berlin seit langem etabliert. Nun bekommt die Stadt ihr erstes israelisches Filmfest, das vom 18. bis 21. Oktober im Moviemento gastieren wird. In der Hauptstadt leben schätzungsweise zwischen 10.000 und 18.000 Israelis, aber nicht nur für sie dürfte das Filmfest interessant sein. „Junge israelische Filmemacher produzieren eine Vielzahl von Filmen in einer enormen Themenbreite. Leider kann man sie außerhalb der Grenzen des Landes nur selten sehen. Das wollen wir ändern“, erklärt Yair Hochner, Filmemacher und -kritiker aus Tel Aviv. „Unser Focus liegt auf unabhängig produzierten Filmen“, ergänzt der Berliner Filmproduzent und Festivalleiter Jürgen Brüning. Und so verspricht das umfangreiche Programm mit über 70 kurzen und langen Spiel- und Dokumentarfilme einen Einblick in die Vielfalt und Kreativität der unabhängigen israelischen Filmszene. Die meisten der Filmemacher werden dabei ihre Filme selber vorstellen.

Selbstverständlich beschäftigen sich zahlreiche Filme mit dem Nahost-Konflikt und dessen Auswirkungen auf die israelische Gesellschaft. So zum Beispiel „War Matador“ (2011) von Avner Faingulernt und Macabit Abramson. Als Antwort auf Raketenangriffe seitens der Hamas hat die israelische Armee im Winter 2008/2009 mit der Operation ´Gegossenes Blei´ den Gaza-Streifen unter Beschuss genommen. Einen guten Monat dauerte die Operation, der laut UN-Berichten über 1400 Palästinenser und einige israelische Soldaten und Zivilisten zum Opfer gefallen sind.
Während dieser Zeit kamen regelmäßig Israelis zusammen, um sich die Raketenangriffe auf Gaza anzukucken. „War Matador“ ist eine collagenhafte Reportage über das Phänomen Kriegstourismus. Der Film reflektiert dabei ein breites Meinungsspektrum und bietet so einen Einblick in die israelische Gesellschaft. Der Stierkampf als Metapher durchzieht den Film und so werden wir gleich in den ersten Minuten des Films mit Ausschnitten aus einem Stierkampf konfrontiert. Stilistisch bedient sich der Filmemacher oft den Elementen der Unschärfe und handgehaltener Kamerafahrten, was zuweilen eine Orientierung und Fokussierung erschwert. Die Realität wird dadurch schwer fassbar und wirkt surreal – zuweilen fast poetisch. Das steht im krassen Gegensatz zu dem Krieg. „War Matador“ ist sehenswert, verstörend und lädt zur Auseinandersetzung ein. Avner Faingulernt wird als Gast dabei sein. Zahlreiche andere Dokumentar- und Spielfilme setzen sich ebenfalls mit dem Nahost-Konflikt und dessen Auswirkungen auf die israelische Gesellschaft auseinander, so u.a. „Testimony„, „Gaza Sderot Life in spite of everything“ und „The Collaborator and his Family„.

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