6. Zebra Poetry Film Festival im Babylon Mitte

Die Nischen aufrechterhalten


"A Lost And Found Box Of Human Sensation":  Eine atmosphärisch dichte Geschichte erzählt in 3D-Animationen

"A Lost And Found Box Of Human Sensation": Eine atmosphärisch dichte Geschichte erzählt in 3D-Animationen

870 Filme aus 63 Ländern in zwei Wochen jeweils von 10 bis 18 Uhr sichten – ufz. Doch da musste die fünfköpfige Programmkommission des Zebra Poetry Film Festivals durch. Kein Wunder, dass Kommissionsmitglied Anna Henckel-Donnersmarck nachhaltig der Kopf schwirrt. Die Filmemacherin und ihre vier Kollegen konnten sich schließlich auf 171 Kurzfilme einigen, die beim 6. Zebra vom 18. bis zum 21. Oktober 2012 im Babylon Mitte  zu sehen sein werden. Dabei wurde viel diskutiert. Aber über ein Kriterium waren sich alle einig: Ein guter Poesiefilm muss immer „eine spezielle Stimme, eine spezielle Handschrift“ haben, wie es Henckel-Donnersmarck nennt, „diesen besonderen Blick“. Den hat die Kommission auch in dem deutschen Beitrag „Lost And Found Box Of Human Sensation“ von Martin Wallner und Stefan Leuchtenberg gesehen. Basierend auf dem gleichnamigen Gedicht von Martin Wallner erzählt der Film die Geschichte eines jungen Mannes, der den Tod seines Vaters zu überwinden versucht. Eine atmosphärisch dichte Geschichte in 3D-Animationen, die Anna Henckel-Donnersmark von der Technik gar nicht besonders zusagt, sie aber in ihren Details und mit ihrem besonders authentischen Blick überzeugt hat. Mit 29 anderen Beiträgen konkurriert der Film im Wettbewerb um die drei Hauptpreise.

Zusätzlich haben die Festivalmacher zum 6.Zebra drei weitere Preise ausgerufen: So werden dieses Jahr auch das beste Erstlingswerk, der beste Film für Toleranz und die beste filmische Gedicht-Performance prämiert. „DasZebra Poetry Film Festival ist unser bestgebuchtes Label“, betont Literaturwerkstatt-Direktor Thomas Wohlfahrt. Er freut sich dieses Jahr besonders auf ein Treffen mit Direktoren von Poesiefilmfestivals aus aller Welt, um sich besser zu vernetzen und den Poesiefilm zu popularisieren. Die dunkelsten Augenringe bei der Pressekonferenz hat Maciek Majewski. Der polnische Filmemacher, der 2008 bereits mit einem Beitrag beim Zebra vertreten war und auch dieses Jahr mit seinem Animationsfilm „Krasicki – Reloaded“ im Programm zu sehen ist, war bis spät in die Nacht mit Dreharbeiten beschäftigt. Jetzt wartet eigentlich der Schnitt auf ihn, damit er bis Freitag einen fertigen Film abliefern kann, der noch am Sonntag auf dem Festival gezeigt wird. Den Schwerpunkt des Zebra 2012 bilden polnische Poesiefilme. „Majewski ist einer von drei herausragenden Poesiefilmemachern aus Polen, die wir für den deutsch-polnischen Filmworkshop „Poetic Encounters“ ausgewählt haben“, erklärt Zebra-Projektleiter Thomas Zandegiacomo Del Bel.

In sechs Tagen müssen die drei je ein Gedicht eines selbst ausgewählten deutschen Dichters verfilmen. Majewski, der zu seinen Augenringen Jeans, Chucks und einen roten Kapuzenpullover trägt, hat sich für „syrinx“ von Norbert Hummelt entschieden, der jetzt neben ihm sitzt. „Loslassen ist wichtig“, sagt Hummelt, und meint damit das grüne Licht, das er Majewski für dessen ganz eigene Umsetzung seiner Zeilen gegeben hat. Der Lyriker war von Anfang an in Majewskis Ideen eingeweiht – die Zusammenarbeit zwischen Dichter und Filmemacher ist der Kern des Workshops.

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