Pornfilmfestival 2012 im Moviemento

Nackte Bäume und Menschen: Porno-Saison!


Die Sexualität der Generationen: "Chroniques sexuelles d'une famille d'aujourd'hui" eröffnet mit direkten wie betörenden Bildern das Festival.

Die Sexualität der Generationen: "Chroniques sexuelles d'une famille d'aujourd'hui" eröffnet mit direkten wie betörenden Bildern das Festival.

Raus aus der Schmuddelecke, rein ins Kino – es ist wieder soweit: Vom 24. bis 28. Oktober lädt das Pornfilmfestival ins Moviemento Kreuzberg. Das Programm ist, im wahrsten Sinne des Wortes, reichlich bestückt, die Vorfreude groß und im Hintergrund kokettiert das Festivalteam mit Aberglaube – das „verflixte siebte Jahr“ steht an. Wir bleiben optimistisch, beobachten Matthias T. J. Grimmes Japanischen Bondage Workshop (hier zu unserem Interview) aber doch lieber aus der dritten Reihe, man weiß ja nie. Im Kinosaal dürfte, abgesehen von Filmrissen und sonstigen Vorführkatastrophen nicht allzu viel daneben gehen. Das liegt vor allem an der illustren Filmauswahl, in diesem Jahr mit einem beachtlichen Retro-Fokus („Golden Age of Porn“) und einer verheißungsvollen Dokumentarfilmauswahl.

Der Eröffnungsfilm „Chroniques sexuelles d’une famille d’aujourd’hui“ (Jean-Marc Barr & Pascal Arnold, Frankreich 2012) macht hingegen gleich zu Beginn eines deutlich: Sex ist Gesprächsthema und das zurecht. Zumindest denkt sich das Mutter Claire und konfrontiert ihren pubertierenden Sohn mit einem sexualutopischen Modellversuch. Andere, nicht minder deutliche Worte findet Travis Mathews in seinem neuen Spielfilm „I Want Your Love“ (USA 2012). Mathews, der bereits im vergangenen Jahr mit „In Their Room“ Berlin leise, aber nachdrücklich entzückte (unvergessen der zärtliche Weihnachtsmarkt-Dialog eines schwulen Paares zwischen Kaffee, Zigaretten und Bettwäsche) zählt wohl auch in dieser Ausgabe zu den Highlights. Einen völlig anderen Ansatz wählt Erika Lust in“ Cabaret Desire“ (Spanien 2011). Der Blickwinkel: erotische Literatur. Archaisch, lustvoll und destruktiv – das sind Beschreibungen für „Mondomanila“ (Khavn, Deutschland/Philippinen 2012), filmisches Zeugnis der philippinischen New Wave, überbordender audiovisueller Exzess. Nicht ganz einfache Kost erwartet den Besucher in Shane Ryans „Warning!!! Pedophile Released“ (USA 2009), in dessen Zentrum sich ein (rechtlich) unerhörtes Liebespaar befindet.

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