12. Französische Filmwoche in Berlin

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"Der Geschmack von Rost und Knochen": Das Schicksal bringt Ali zu der schönen Stéphanie, die Killerwale dressiert. Foto: Französische Filmwoche

"Der Geschmack von Rost und Knochen": Das Schicksal bringt Ali zu der schönen Stéphanie, die Killerwale dressiert. Foto: Französische Filmwoche

Zahllose Methoden bieten sich an, um überragende Filme eines Jahrgangs zu bestimmen. Auszeichnungen, Zuschauerzahlen und natürlich zuvorderst der persönliche Geschmack. Über den lässt sich bekanntlich kaum streiten, also blicken wir einen Moment zurück, ehe wir die diesjährige 12. Französische Filmwoche, die vom 29. November bis 5. Dezember in Berlin stattfindet, in den Fokus rücken. Auf eben jener Filmwoche, nur eben der elften, feierte „Ziemlich beste Freunde“ seine Deutschland-Premiere als Eröffnungsfilm vor erlesenem Festivalpublikum. Die Berliner konnten als erste das „Kinowunder“ (Berliner Zeitung, kino-zeit.de, u.v.a. mehr) erleben – über acht Millionen begeisterte Zuschauer sollten folgen.

„Der erfolgreichste französische Film aller Zeiten und der erfolgreichste Film des letzten Jahres“, freut sich Nathalie von Bernstorff, Film- und Medienbeauftragte der Französischen Botschaft, die das Festival in jedem Jahr organisiert über die Sensation. Ebenfalls an den Kassen und bei der Kritik erfolgreich: Die Stummfilmhommage „The Artist“ des französischen Regisseurs Michel Hazanavicius, der in Cannes seine Premiere feierte und ziemlich jeden Preis abräumte, den ein Film gewinnen kann – fünf Oscars inklusive.

Große Erwartungen also an die Nachfolger, die sich schon auf den großen A-Festivals in Cannes und Venedig beweisen durften, wie etwa „Adieu Berthe“ (Bruno Podalydes), der diesjährige Abschlussfilm „Der Geschmack von Rost und Knochen“ (Kritik demnächst bei uns) von Jacques Audiard („Ein Prophet„), die beide in Cannes zu sehen waren – oder „Der Verlust der Illusionen“ (von Olivier Assayas), der in Venedig den Drehbuchpreis gewann.

http://www.youtube.com/watch?v=N64ghN3qLKg

Als Eröffnungsfilm wählten die Macher mit „Populaire“ (hier unsere Filmbesprechung) das Regiedebüt von Regis Roinsars. Mit rund 15 Millionen Euro einer der teuersten französischen Filme überhaupt. Er begibt sich mit seiner leichten Komödie in die 50er-Jahre und damit ästhetisch auf die Spuren der amerikanischen Erfolgsserie „Mad Men„, wo starke, kettenrauchende Männer der Damenwelt eine breite Schulter bieten. Im Fall von „Populaire“ gehört die Schulter dem Star Romain Duris, der den mittelprächtig erfolgreichen Versicherungsvertreter Louis Echard gibt, der sich berufen fühlt, aus Rose (Deborah Francois) die schnellste Schreibmaschinentipperin des Erdballs zu machen. Dafür muss er die brave Rose, die sich nichts sehnlicher wünscht, als ihr winziges Dorf zu verlassen und ein modernes, selbstbestimmtes Leben als Sekretärin zu führen, erst einmal von ihren Qualitäten überzeugen. An eben dieser Stelle verlässt Roinsars die Spuren von „Mad Men„, wo Roses Widergängerin Betty Karriere machen will, sehnt sich Rose nach der eine Frau erfüllenden Liebe des Angebeteten…

Ein viel apostrophiertes „Ein freudiges Ereignis“ stellt in Rémi Bezançons gleichnamigem Drama das Leben der jungen, attraktiven Philosophie-Studentin Barbara (Louise Bourgoin) auf den Kopf. Doch das hat sie sich selbst eingebrockt. Sie zeugt mit ihrem Freund Nicolas (Pio Marmai) das ersehnte Wunschkind und will damit ihre perfekte Beziehung vollenden. Doch die neue Lebenssituation verändert das bis dahin unbeschwerte Glück des Paares und stellt die beiden vor Prüfungen, an die sie nie zu Denken wagten.

All die Werke stehen als Leistungsnachweis für das gerade in kultureller Hinsicht so oft bewunderte Nachbarland. Ob sich Wunder wiederholen lassen steht in den Sternen. In jedem Fall aber garantiert die französische Filmwoche prächtige Unterhaltung mit einer sehr vielfältigen Kinematographie.

DD

12. Französische Filmwoche, Cinema Paris, Filmtheater am Friedrichshain u.a., Programm unter www.franzoesische-filmwoche.de