Shorts im Zeichen der Sexualität


"An Orgasm": Eine ungewöhnliche Animation der weiblichen Lust. Foto: interfilm

"An Orgasm": Eine ungewöhnliche Animation der weiblichen Lust. Foto: interfilm

Zum Jahresauftakt erfreut interfilm in seiner monatlichen Shorts Attack Reihe mit kurzen Filmen, die auf eine der schönsten Nebensachen der Welt fokussieren: Sex! Weil aber Sex – ob nun mit sich selbst, mit dem einen oder der anderen, mit mehreren überhaupt – ziemlich oft Probleme mit sich bringt, liegt der Wahnsinn beim Paarungsverhalten oft nahe. Wenn man mal will und nicht kann oder auch gerade nicht darf, dann lässt das einige Menschen eher kalt und andere werden irre oder zumindest verzweifelt. Im Januar können Filmfreunde sich cineastischen Leckerbissen und Lollypops, der erotischen Unterhaltungsbranche zwar entfernt, gleichwohl aber mit sinnlichen Inhalten und den damit verbundenen Kuriositäten ganz hingeben und genießen. Vor einem Dilemma, der Verzweiflung nahe, steht zum Beispiel Paco (Carlos Leal) in „Everybody loves Paco“ (2010) von Valery Schatz aus Frankreich. Der Gigolo verliebt sich und ringt nun mit der Frage, ob und wenn wie – sage ich’s dem Betreffenden? Die ahnungs- und noch anfänglich hemmungslose Antagonistin Barbara, mimt Jo Kelly. Neben dieser visuellen Annehmlichkeit ist auch „Bunda Pandeiro“ 
(2012) von Carlo Sampietro ein optisches Fest für Liebhaber des Pos. Das nackte Arsch-Orchester aus Brasilien 
setzt den Menschen als Musikinstrument in Szene. Dagegen ist rein akustisch die französische Animation „An Orgasm“ (2012) von Fred Joyeux fast kakophonisch, allerdings überzeugt die Idee einen Orgasmus visuell in einem Daumenkino darzustellen. Neben diesen scharfen und scharf machenden Bildern gibt es auch noch andere aufregende Sex-Praktiken und üppig-niveauvollen Erotikspaß zu erleben. Denn die Kurzfilme feiern nicht nur die Vielfalt des erotisch Möglichen, sondern zeigen zudem, dass es mit der Körperlichkeit arg daneben gehen kann.

Dass die Befriedigung des Lustgefühls nicht nur der Vernunft, gesellschaftlichen Konventionen, sondern auch ganz banal der intimen Fitness unterliegen kann, beweisen „Cold Star„
 (2011) – identitätsfindend und Sinn stiftend – von Kai Stänicke und „I´m Your Man“ (2011) – ironisch, amüsant – von Keren Ben Rafael aus Frankreich. Der in einer Potsdamer Schwimmhalle gedrehte „Cold Star“ bricht mit klassischen Geschlechterrollen und dem Tabu der Gerontophilie. Ganz anders muss sich der Wahnsinnskerl Bruno (Vincent Macaigne) im französischen „I´m Your Man“ aus einer Zwickmühle befreien. Seiner Ex-Freundin Mia (Maelys Ricordeau) tut er den Gefallen eines letzten Gnadenstoßes. Doch während seine neueste Flamme Camille (Cecile Fisera) vor der Tür steht, kann sich das eigentlich getrennte Paar im Liebesnest irgendwie nicht voneinander lösen. Der tierische Spaß kommt natürlich auch nicht zu kurz, wobei sicher keine Dokumentationen der Fauna oder gar Streifen aus der Sparte Sodomie laufen werden! Nein, eher bewirkt die Personifizierung des Menschen besten Freundes in „Hot Dog“ (2000) von Laurent Baffie, dass eine Peinlichkeit erträglicher, oder ein Bedürfnis toleriert wird.

Sven Bruelke

Passend zum Thema gibts bei uns den interfilm-Kurzfilm des MonatsLuv is“ von Nina Paley.

Shorts Attack 20 Januar, 20.30 Uhr Passage Kinos Neukölln, 23. Januar, 20 Uhr Babylon Mitte, www.shortsattack.com