Korean Cinema Today im Haus der Kulturen der Welt

Physiognomie und Dringlichkeit


"Pluto": Leistungsdruck und Konkurrenzkampf an koreanischen Schulen.

"Pluto": Leistungsdruck und Konkurrenzkampf an koreanischen Schulen.

Die Welt blickt auf Korea und auf zwei Gesellschaften, die sich zunehmend fremd sind in ihrer kulturellen Ordnung. Aus westlicher Perspektive ist das Säbelrasseln Nordkoreas verbunden mit Deutungshoheiten und einer Ungläubigkeit über die rohen Exerzitien, die Diktator Kim Jong-un auf der anderen Seite des Erdteils vollführt. Dabei liegt die Gewissheit, eine Grenze zu teilen, den „Feind“ also gleich vor der Haustür zu wissen, in Deutschland nur etwas mehr als 20 Jahre zurück und zählt damit zur jüngere Geschichte.

Dass der koreanische Film stark von gesellschaftlichen Ängsten, Ritualen und psychologischer wie körperlicher Gewalt geprägt ist, trägt eine gewisse Selbstverständlichkeit in sich. Dennoch muss man trennen. Was in der Welt erfolgreich auf den Kinoleinwänden präsent ist, das ist der Film aus Südkorea. Eindringliche, exzesshafte Arbeiten von Regisseuren wie Kim Jee-woon („I Saw The Devil„), Park Chan-wook („Oldboy„, „Thurst„) oder Bong Joon-ho („The Host„) geben dem südkoreanischen Kino eine Physiognomie und Dringlichkeit, die den Kinogänger selten schont und diesem einen ästhetischen Nexus präsentiert, der dem westlichen Kino seit geraumer Zeit verloren gegangen ist.

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