Kinder machen Kurzfilm! – Interview

"Die Vorstellung, dass Projekte, die sich einmal etabliert haben, schon irgendwie von alleine laufen, ist eine Illusion"


Kinder machen Kurzfilm: Hier beim Dreh von "Gewinner".

Kinder machen Kurzfilm: Hier beim Dreh von "Gewinner".

Wie läuft die Finanzierung von „Kinder machen Kurzfilm!“ generell, wie viel Geld wird für ein Produktionsjahr in etwa benötigt und warum ist die aktuelle Situation so angespannt?
Wir finanzieren uns über Fördergelder und Spenden. Als das Projekt 2005 ganz klein anfing, gab es erst mal nur Zapf Umzüge als Sponsor. Durch meine kulturelle Arbeit im Vorfeld hatte ich einige Erfahrung mit Antragstellungen und auch einige gute Kontakte. Ich habe dann für „Kinder machen Kurzfilm!“ die Wolfgang-und-Gerda-Mann-Stiftung aufgetan, die das Projekt 2006 mit 3.000 Euro unterstützten. 2007 und 2008 kam die Jugend- und Familienstiftung des Landes Berlin dazu, die PricewaterhouseCoopers Stiftung und auch die Kreuzberger Kinderstiftung waren zweimal dabei. Wir haben jährlich Anträge gestellt und neue Förderer akquiriert. Über unseren Kooperationspartner Vision Kino kam 2008 auch die Medienanstalt Berlin-Brandenburg dazu, die haben einen großen Posten übernommen und sind seitdem ein verlässlicher Partner. Aber auch hier müssen wir jährlich einen neuen Antrag stellen und auf Unterstützung hoffen. Im vergangenen Jahr hatten wir in Berlin ungefähr 60.000 Euro zur Verfügung. Für Schwedt hatten wir ein eigenes Budget in Höhe von etwa 50.000 Euro.

Klingt eigentlich gut…
Das ist für eine Filmproduktion, noch dazu ein Jahresprojekt, eigentlich nicht viel Geld. In der Produktionszeit des Films sind wir bis zu 15 Erwachsene, deren Honorare bezahlt werden wollen. Ganz zu schweigen von den laufenden Kosten für Büroarbeit, Fahrten, Pressearbeit, die Realisierung der Workshops in den Schulen und den Honoraren für unser kleines Kernteam, das ganzjährig an dem Projekt arbeitet. Toll war, dass wir 2010 in die Fördersäule 2 vom Projektfonds Kulturelle Bildung aufgenommen wurden. Das ist ein Fonds vom Senat in der Sektion Haushalt, der in drei verschiedenen Fördersäulen die Summe von zwei Millionen Euro verteilt. In der Fördersäule 2 werden sogenannte strukturbildende Maßnahmen aufgenommen und mit ab 20.000 Euro gefördert, die zwei Partner als Antragsteller haben und mindestens sechs Bezirke involvieren – gar nicht so einfach zu leisten. Wir haben uns riesig über die Aufnahme gefreut, das war zum einen eine tolle Wertschätzung für unser Projekt sowie eine finanzielle Sicherheit für die Produktion. 2011 und 2012 bekamen wir erneut diese Förderung, aber dieses Jahr sind wir überraschend abgelehnt worden. Auch wenn wir wissen, dass man sich nie auf diese jährlichen Förderungen verlassen kann und der Projektfonds per Definition eben nicht dauerhaft fördern und damit verstetigen darf, so war das doch ein Riesenschock, der eine große finanzielle Lücke reißt. Wir hatten dort 40.000 Euro beantragt, die wir definitiv nicht bekommen. Für Schwedt wurde dann auch noch eine relevante Summe, die bei einer Stiftung beantragt wurde, die uns letztes Jahr bereits gefördert hatte, ebenfalls nicht bewilligt. So fehlt uns für Berlin und Brandenburg wichtige finanzielle Unterstützung.

Ist es überhaupt eine dauerhafte Lösung, sich komplett auf Förderungen zu verlassen?
Ohne Förderung geht es halt nicht, denn ein Projekt wie unseres erwirtschaftet in der Regel ja keine eigenen Mittel und ist auf Unterstützung angewiesen. Im Prinzip gibt es, wenn man auf die öffentliche Hand baut, perspektivisch nur zwei Möglichkeiten: Entweder man wird in einen Haushalt beziehungsweise eine andere Verstetigung der jeweiligen Stadt aufgenommen oder es geht über den Bund, also über den BKM [Red.: Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien]. Darum wollen wir uns zwar bemühen, aber eine Verstetigung von Seiten der öffentlichen Hand ist einfach schwer zu erlangen und manchmal scheint es einem, als wäre die auch nicht wirklich gewollt. Das ist auch der Punkt, den ich nur schwer verstehe: Da reden alle immer von der Bedeutung von Bildung und Förderung gerade für den Nachwuchs und von der Nachhaltigkeit aller Unternehmungen in diese Richtung. Und dann ist die Überführung in eine Regelmäßigkeit entsprechender Projekt, die sich ja bereits bewährt haben, so riesig schwer. Jährlich muss alles neu beantragt werden, das bedeutet immer einen großen Aufwand für die Macher und eine große Unsicherheit. Dadurch fehlt jegliche Ruhe und Gelassenheit für die weitere Planung. Man darf sich auch nicht der Illusion hingeben, dass Projekte, die sich einmal etabliert haben, es schon irgendwie alleine schaffen. Wie soll das funktionieren? Wir sind nicht kommerziell, haben keinerlei Einnahmen. Das Projekt läuft unter der Trägerschaft unseres gemeinnützigen Vereins Bewegliche Ziele und ist entsprechend auch als gemeinnützige Initiative angelegt. Das Projekt soll und muss kostenfrei für die Kinder bleiben.

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