Rückblick auf das 2. Berlin Fashion Film Festival

Starker Auftritt von Mr. White und Mr. Pink


Weniger auf altbewährte Gruselstimmung, sondern das Berlin-Image der kaputten Feier-Gesellschaft in Szene setzend, ist da der Clip von Ralf Schmerberg Possessions“ für Moga e Mago. Hier töten düstere Koks-Bräute im Techno-Rausch für einen Dress, der sich wie ein goldenes Netz auf die nackte Haut legt.

Schmerberg gewann für den vergleichsweise langen Clip (16 Min.) den Award in der Kategorie „Best Idea/Script“. Als vierte Strömung könnte man den mehr oder weniger konventionellen Werbeclip nennen, der im besten Fall – wie bei Modefotograf Mario Testino für Dolce und Gabbana – die Ästhetik eines bekannten Labels mit seiner ihm eigenen Handschrift aufgreift. Besonders viele Lacher kassierte der ebenfalls recht konventionell umgesetzte Clip „Dogs in Sunglasses“ von Tim & Joe für Diesel: Hier tragen Königspudel, Afghane und Co. mit so viel Würde und Laszivität die neuen Modelle auf der Nase, dass ein herkömmliches Model blass vor Neid werden kann.

Es versteht sich von selbst, dass der Preisträger in der Kategorie „Best Fashion Film“ etwas von all diesen Elementen vereint. Die Fotografin Monica Menez erschafft in „Odditor“ ein Gesamtbild aus einheitlicher Ästhetik, abgedrehter Sadomaso-Persiflage und treibendem Rhythmus. In einem Hörsaal geben sich Studentinnen und Studenten im britischen College-Look der vierziger Jahre ein bizarres Stelldichein: Dirigiert von ihrem Dozenten klopfen und schlagen sie mit verschiedensten Gegenständen auf sich ein, so dass ein Sound-Erlebnis der besonderen Art entsteht. Das Timing, die Farbgebung und der narrative Rahmen, in dem der Clip inszeniert wird, bilden ein stimmiges Konzept, das auch beim Publikum gut ankam.

Aber auch Filme, die es nicht bis zur Nominierung oder gar Preisvergabe schafften, brachten durchaus erwähnenswerte Ansätze mit, wie etwa „Roshambo“ für Free People von Guy Aroch und Jonathan Doe. Darin verbringen „Girls“-Schauspieler Christopher Abbott und Model Sheila Marquez einen wunderbar verliebt-verspielten Tag in New York. In Szene gesetzt werden dabei allerlei Key Pieces des Bohemian-Schicks, wie Ketten und Armbänder, Trägerkleidchen und der obligatorische schwarze Hut. Wie eine leichte Sommerbrise zieht der Clip vorbei. Die richtige Einstimmung auf die After-Show-Party auf mit DJ Hell und den herrlich schrägen Kreationen des Lady Gaga-Designers Charlie Le Mindu: Der ließ seine Models auf dem zum Laufsteg umfunktionierten Badeschiff flanieren, mit nicht mehr auf der Haut als goldenem Bodypainting und atemberaubenden Kopfschmuck.

Text: Cosima M. Grohmann

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