Interview mit Regisseur David Wnendt zu „Feuchtgebiete“

"Eine Frau muss sich nicht schlecht fühlen, nur weil sie gerne und oft Sex hat."


Regisseur David Wnendt liefert nach "Kriegerin" mit "Feuchtgebiete" den nächsten Hit ab. (c) Andreas Sohn.

Regisseur David Wnendt liefert nach "Kriegerin" mit "Feuchtgebiete" den nächsten Hit ab. (c) Andreas Sohn.

Sein Langfilmdebüt „Kriegerin“ wurde mit Preisen (First Steps, Deutscher Filmpreis, u.a.) überhäuft, nun kehrt Regisseur David Wnendt mit der Verfilmung von Charlotte Roches biografisch gefärbten Skandalroman „Feuchtgebiete“ auf die Leinwand zurück und wird erneut gefeiert. Im Interview erklärt er, warum an jeden Film immer eine hohe Erwartungshaltung herrscht, wie er seine Hauptdarstellerin auf die expliziten Szenen vorbereitet und wie er sich weibliche Sexualität im Film wünscht.

Herr Wnendt, hatten Sie gar keine Angst vor dem Roman „Feuchtgebiete„? Immerhin wurde er ja aufgrund seiner expliziten Sex- und Ekelszenen nach seinem Erscheinen im Jahr 2008 sehr kontrovers diskutiert.
David Wnendt:
Angst vor dem Roman hatte ich nicht, aber natürlich steht und fällt man immer mit seinem letzten Werk und der Druck ist immer da, egal welches Projekt ich jetzt angenommen hätte. Ich finde es aber gut, dass der Roman als schwierig zu verfilmen galt. Man stelle sich vor, wie groß der Druck gewesen wäre, wenn alle gesagt hätten ,Das kann ja gar nicht schief gehen.‘. Das wäre eine viel ungünstigere Voraussetzung für mich gewesen.

Die drastische Sprache von Autorin Charlotte Roche in Bilder umzusetzen, ist aber doch eine Herausforderung für einen Regisseur…
Dafür hatte ich zum Glück von Anfang an ein festes Konzept. Zu Gute ist mir dabei auch gekommen, dass ich den Roman schon lange kannte und immer mochte. Ich habe außerdem immer mehr darin gesehen als den Ekel und die Provokation, für den er bekannt geworden ist. Für mich war immer klar, dass das nur eine Facette der Geschichte ist. Es geht aber auch um ganz viele andere Sachen, wie etwa den Humor von Helen und die Vielschichtigkeit ihrer Person. Eine größere Aufgabe war es, den inneren Monolog, in dem der Roman geschrieben ist, in Dialoge, Erzählerstimme und Bilder umzusetzen.

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