Interview zu “Zum Geburtstag” mit Regisseur Denis Dercourt

Wir mögen den Teufel


Regisseur Denis Dercourt (rechts) am Set von "Zum Geburtstag" mit seinem Hauptdarsteller Mark Waschke. © x-verleih

Regisseur Denis Dercourt (rechts) am Set von "Zum Geburtstag" mit seinem Hauptdarsteller Mark Waschke. © x-verleih

Das Filmfestival in Cannes sorgte für den internationalen Durchbruch von Regisseur Denis Dercourt. Dort war sein später auch für den César nominierter Thriller „Das Mädchen, das die Seiten umblättert“ (2006) genau wie 2009 „Demain Des L’Aube“ in der Reihe Un Certain Regard zu bewundern. Der 1964 in Paris geborene Dercourt lebt mittlerweile in Berlin. Sein böses Märchen „Zum Geburtstag“ drehte er sogar in deutscher Sprache. Im Interview erklärt Dercourt, warum er sich für das Kino und gegen das Fernsehen entschieden hat, warum die Franzosen die Berliner Schule mögen und weshalb ihn das Schreiben seiner Drehbücher quält.

Monsieur Dercourt, Ihr Vater war Filmproduzent, Ihre Mutter Klavierlehrerin. Sie arbeiteten als Bratschist, später unterrichteten Sie Musik und drehen nun Filme, deren Drehbücher Sie auch selbst schreiben. Sie wandeln auf den Spuren Ihrer Vorfahren. Sind Ihre Eltern stolz auf das, was Sie tun?
Denis Dercourt:
Ich hoffe doch und glaube sie sind stolz auf mich! Manche Filme sehen sie sich lieber als andere an. Ich bin auch stolz auf meine Kinder und auch auf meine Eltern. Mein Großvater war Produzent und hat schon in den 30er Jahren in Frankreich Regie geführt. Allerdings waren einige der Filme, die ich gesehen habe, nicht so gut. (lacht) Auf ihn bin Ich zwar auch stolz, aber seine Arbeiten waren noch nicht so gut…

Wie viel Musik, wie viel Rhythmus, steckt in Ihren Filmen?
Es gibt verschiedene Ebenen. Ich schreibe meine Drehbücher wie ein Komponist. Ich erzähle eine Geschichte, während gleichzeitig eine andere mitläuft und auftaucht, um den Lauf der Geschichte zu verändern. Wie bei einem Streichquartett. Die Stimmen sind immer da, man spürt sie. Das verstehe ich unter einer musikalischen Art zu schreiben.

Fühlen sich Ihre Schauspieler wie Musiker behandelt?
Das sagen sie mir immer wieder. Ich bin kein Psychologe und weiß nicht, was die Figuren, die ich selbst schreibe, denken oder warum sie dies und jenes sagen. Ich spüre aber, wenn ein Schauspieler einen Satz falsch spricht oder sich anders bewegt. Meine Hinweise sind daher oft sehr körperlich. Ich will dann, dass sie sich langsamer bewegen. Bei mir soll im Grunde immer alles langsamer sein.

Was hat „Zum Geburtstag“ mit einem Märchen zu tun?
Schon beim Schreiben wollte ich unbedingt mit dem Teufel-Thema spielen, das ist märchenhaft. Beim Dreh hatte ich immer im Kopf, dass sich meine Zuschauer wie in einem Märchen fühlen sollen. Das habe ich auch meinen Szenenbildern und meinem Kameramann gesagt. Dieses Märchenhafte erfordert viel Arbeit und ist sehr aufwendig. Ton und Musik sind anders und haben weniger mit der Realität zu tun. Alles muss sehr beherrscht sein.

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