2. Hong Kong Film Festival im Kino der Hackeschen Höfe

Blick ins Spektrum


"Cold War": Rivalitäten in den Führungsetagen der Hong Kong Police Force.

"Cold War": Rivalitäten in den Führungsetagen der Hong Kong Police Force.

Hongkong blickt zurück auf eine lange Filmgeschichte und verfügt über eine der größten und dynamischsten Filmindustrien weltweit. Jahrzehntelang galt die Stadt als das „Hollywood des Ostens“. Diesen Rang haben der Metropole in den letzten Jahren allerdings nicht nur die Bollywood-Blockbuster aus Indien abgelaufen. Korea und Japan sind gerade im letzten Jahrzehnt präsenter im Bewusstsein des europäischen Publikums. Dennoch lässt sich eines ganz klar konstatieren: Der asiatische Film findet heute im deutschen Kino meist nur als Randerscheinung statt. Es gibt Ausnahmen wie „Life of Pi“ von Ang Lee, der aber genaugenommen eine US-amerikanische Produktion ist. Wong Kar Wai eröffnete mitThe Grandmaster die vergangenen Berlinale. Sein vor Bildperfektion nur so strotzender Martial-Arts-Film führte an den deutschen Kinokassen aber eher ein bescheidenes Dasein. Nicht anders erging es auch Altmeister John Woo. Sein letztes Epos „Red Cliff„, das bereits drei Jahre zurück liegt, ist in China einer der erfolgreichsten Filme aller Zeiten. Hierzulande gab es gerade einmal ein DVD-Release – in noch dazu geschnittener Form.

Man könnte nun traurig sein über diese Situation, denn vieles bleibt für den Cineasten, soweit es den Kinosessel betrifft, unerreichbar. Kantige Cop-Thriller wie „Cold War“ (Sunny Luk, Longman Leung), abseitige Komödien wie „Vulgaria“ (Pang Ho-cheung ) oder tragische Momentaufnahmen wie Ann Huis „A Simple Life“ würden einem verborgen bleiben, gäbe es nicht seit zwei Jahren das Hong Kong Film Festival im Kino der Hackeschen Höfe. In diesem Jahr zeigt das Festival acht Filme aus der chinesischen Metropole, darunter die gerade erwähnten drei Filme, die sehr schön in das Spektrum einführen, das der chinesische Filmmarkt heute bietet.

Weiterlesen: Unsere Filmkritik zu „A Simple Life“ von Ann Hui

Cold War“ bereitet das Genre „Cophriller“ in ansprechender Hollywoodmanier auf, während Ann Huis Melodram „A Simple Life“ die Geschichte einer alte Dame in fast schon transparenten Bildern erzählt und dabei dennoch den Kern der menschlichen Existenz auf berührende Art und Weise trifft. In „Vulgaria“ gerät der verzweifelte Filmproduzent To Wai-Cheung an einen vulgären Gangster – Tyrannosaurus – der ihn zwingt, ein Remake seines Lieblingsfilms Geständnisse einer Konkubine„, ein Sexstreifen der Shaw Brothers, zu inszenieren. Schlecht für beide: Im Remake soll auch die mittlerweile in die Jahre gekommene Hauptdarstellerin des Originals wieder ihren Platz einnehmen.

Martin Daßinnies

Hong Kong Film Festival 14. bis 17. November, Kino Hackesche Höfe, Programm unter hoefekino.de