Kurzfilmtag 2013: Interview-Spezial – Teil 4

Kurz und gut: Interviews zum Kurzfilmtag 2013 - Teil 4



Welcher Kurzfilm hat Sie im zurückliegenden Jahr überzeugt?
Ich war selbst überrascht, wie populär mein Film „Paradise Beach“ wurde. Vielleicht liegt es an der Kürze, Absurdität oder dem Witz. 250 000 Zuschauer (in coub) sind schon recht beachtlich und ermuntern mich, weiter an mir zu arbeiten.

Wo trifft man Sie am 21.12.2013?
Drei Tage vor Weihnachten ist ein denkbar schlechter Termin, um eine Kurzfilmveranstaltung zu machen. Das testeten wir 2012 selbst mit einem hochwertigen Programm, erheblichem Werbeaufwand und wenigen Besuchern. Da haben die meisten Menschen etwas anderes im Sinn. Zudem machen sich die vielen Veranstaltungen gegenseitig das Publikum streitig, was sehr schade ist. Vielleicht ist das in Frankreich anders, woher diese Idee importiert wurde. Trotzdem mache ich mich auf und schaue mal, ob man im Sputnik Kino einen meiner aktuellen Kurzfilme zeigt. In Prag läuft bestimmt auch was von mir.

Weiterschauen: Dave Lojek präsentiert monatlich den KinoKabaret-Kurzfilm des Monats. Im Dezember: „Psychic Sue„.

Wieso braucht der Kurzfilm Filmfestivals?
Da im kommerziellen Kino nur Werbung vor Langfilmen läuft, auf die bestimmt viele Zuschauer gerne verzichten würden, nachdem sie schon horrende Eintrittspreise berappten, bieten Filmfestivals einen wichtigen und populären Gegenpol zum Mainstream. Zwar werden Berlinale, Interfilm, achtung berlin und viele weitere Festivals massiv mit staatlichem und privatem Geld gefördert, was sie dazu zwingt, bestimmte Auswahlkriterien in ihren Programmen zu beachten. Letztlich aber liebe und genieße ich alle diese Festivals und sehe mein eigenes KinoKabaret als kleine Ergänzung für die Filmemacher, die tatsächlich flink was Eigenes drehen wollen. Das Protoplasma der Filmkunst.

Eine Kunst, die es zu schützen gilt…
Festivals sind prinzipiell ein schützenswertes Kulturgut und eine freiheitliche Ausdrucksform, die Themen und Geschichten von den Rändern in den Fokus rücken, welche uns ohne sie verborgen blieben. Manche Festivals entwickeln sich zu Oasen für das Leise und Abseitige, für das Besondere und Schlichte. Als Gegenpol zu den Massenmedien geben sich Festivals oft ein Motto oder suchen sich spezielle Genres heraus, aus denen sie ihr Publikum rekrutieren.
Festivals fördern Vielfalt und Kunst, sie bilden Trends ab und feiern auch die Künstler. Man kann Länder und deren Kulturen auch anhand der Festivaldichte miteinander vergleichen. Wo brodelt die Leidenschaft hoch?
Zudem erzeugen Festivals Wirbel, Glamour, Aufmerksamkeit und oft Freude. Die steigenden Publikumszahlen kann man bestimmt in vielen Kontexten bewerten oder analysieren, aber sie zeigen doch, dass klassischer narrativer Film lebt und ein Leitmedium bleibt. Daneben ermöglicht die Festivalkultur auch die Entwicklung junger Talente und hilft ihnen beim Entdecken ihres eigenen künstlerischen Stils. Solange man das Geld ausklammert, braucht man sich kaum zu beklagen.

Die Fragen stellte Denis Demmerle.

Der Kurzfilmtag in Berlin.

Unser Veranstaltungskalender mit Kurzfilmtag-Events und vielem mehr…

Kurz und gut: Interviews zum Kurzfilmtag 2013 – Teil 1 mit Robin Bodenhaupt (ContraVision) und Jürgen Fehrmann (Open Screening & British Shorts).
Kurz und gut: Interviews zum Kurzfilmtag 2013 – Teil 2 mit den sehsüchte-Programmleitern Ann-Fleur Praetorius und Hannes Wesselkämper sowie der Chefin vom Sputnik Kino, Andrea Stosiek.
Kurz und gut: Interviews zum Kurzfilmtag 2013 – Teil 3 mit Elisa Rosi vom Lichtblick eine weitere Kino-Betreiberin und Maike Mia Höhne, der Kuratorin der Berlinale Shorts.

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