Festivalbericht: 7. British Shorts in Berlin

Nischen der britischen Kultur


SwimmerDie Suche und Umsetzung einer individuellen Vorstellung von Freiheit – das ist sicher ein gemeinsamer Nenner, unter dem sich das überbordende Programm des British Shorts Festivals zusammenfassen lässt. In fiktiven Kurzfilmen, Animationsfilmen und Dokumentationen zeigten die britischen Filmemacher vom 17. bis 20. Januar 2014, wie vielfältig und mit welchen stilistischen Variationen dieses Leitmotiv in filmischer Form umgesetzt werden kann.

Die überaus vielseitige und gelungene Filmauswahl von etablierten Filmschaffenden und Neueinsteigern sorgte dafür, dass die gemauerte Sitzreihen und Stühle im Kreuzberger Sputnik Kino zur Eröffnung bis auf den letzten Platz besetzt waren. Dabei überraschte nicht nur das Geschehen auf der Leinwand, sondern auch die Begeisterungsfähigkeit der Zuschauer, welche die Werke mit einem lautstarken Applaus zu würdigen wussten. Dies galt nicht nur für das BAFTA-nominierte und später mit dem Publikumspreis ausgezeichnete Science Fiction Märchen „Orbit Ever After“ von Jamie Stone. Darin entdeckt ein Jugendlicher, der mit seiner Familie auf einer fantasievoll gestalteten Raumstation lebt, auf einem treibenden Satelliten ein faszinierendes Mädchen. Gegen den Willen seiner übervorsichtigen Mutter plant er den riskanten Absprung von der Raumstation, um seine eigenen Lebensziele durchzusetzen und mit ihr zusammen sein zu können.

Dieses Beschreiten eigener Wege und die Befreiung von den kulturell und gesellschaftlich auferlegten Normen ist auch Thema des Studentenfilms „Happy Birthday Cindy Wei„, eine der größten Überraschungen im diesjährigen Programm. Im Mittelpunkt steht die Titelheldin und Außenseiterin, welche als Tochter von asiatischen Immigranten in der Schule auf wenig Akzeptanz stößt und in ihrer Freizeit in dem von ihrer Familie betriebenen Restaurant aushelfen muss. Sowohl ihre Eltern als auch ihre Mitschüler erscheinen ihr kurios und sie kann sich weder mit den asiatischen noch mit den britischen Stereotypen identifizieren, die in der Geschichte auf humorvolle Weise aufeinandertreffen. Neues Selbstvertrauen erlangt sie durch ihren extravaganten Cousin, der sie als Cross-Dresser verkleidet auf eine nächtliche Tour mitnimmt. Vor allem die visuelle Gestaltung und die detailverliebte Ausstattung lassen einen in dieser Form eigenständigen Stil der Regisseurin Tsveta Lozanova erkennen.

Burn The Clock“ stellt auf amüsante Weise unter Beweis, dass das innere und äußere Alter eines Menschen nicht zwingend miteinander übereinstimmen. Mike betreibt ein Bed&Breakfast in Brighton und lebt seine ungesunde Variante von Freiheit aus. Er raucht und trinkt exzessiv und hat zahlreiche sexuelle Eskapaden mit unterschiedlichen Frauen. Als er jedoch erfährt, dass er sich mit Chlamydien infiziert hat, versucht er zumindest auf Sex zu verzichten. Dies ist leichter gesagt als getan, trifft er doch im Rahmen des lokalen Burn the Clock Festivals auf seine Jugendliebe Becky. Und diese würde sich für Mike sogar von ihrem aktuellen Partner trennen. Das alles wäre wohl wenig außergewöhnlich, hätten nicht sämtliche Figuren bereits das 70ste Lebensjahr überschritten! Mit Beziehungsproblemen hat auch Tim zu kämpfen, um den sich Tom Edmunds passend betitelte Komödie „Is This A Joke?“ dreht. Seine Freundin wirft ihm vor, dass sein Leben ein einziger Witz sei. Tim versucht verzweifelt, sich von diesem Vorwurf zu befreien und sie vom Gegenteil zu überzeugen. Was gar nicht so leicht fällt, da sein Leben ihm auf offener Straße wie in einem schlechten Witz wortwörtlich Bananenschalen vor die Füße legt und Leitern und Glasscheiben in den Weg stellt.

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