Ein Blick zurück auf die 64. Internationalen Filmfestspiele Berlin

Berlinale Tagebuch 2014


Nackte Haut in Lars von Triers "Nymphomaniac". (c) Zentropa

Nackte Haut in Lars von Triers „Nymphomaniac“. (c) Zentropa

Tag 5
Mach die Hose auf“ singt eine Live-Band am Nachmittag vor dem Berlinale Palast, während im Hintergrund die Pressekonferenz zu Lars von Triers „Nymphomaniac“ live auf den Marlene Dietrich Platz übertragen wird. Extreme, die gegensätzlicher nicht sein könnten, dominieren am vierten Berlinaletag den Wettbewerb: Enthaltsamkeit trifft auf Wollust. Während der deutsche Beitrag „Kreuzweg“ über religiösen Fanatismus in Deutschland doziert und einen Teenager heilig spricht, stürzen sich die unkeuschen Protagonisten des Dänen in radikale erotische Episoden. Skandal? Streitbar!

Weiterlesen: Kritik zu „Kreuzweg“ von Dietrich Brüggemann.

Tag 6
Skandinavien beweist auf der 64. Berlinale, dass es mehr kann als Nymphomaninnensex a lá Lars von Trier. Für jede Menge Spaß sorgte der norwegische Wettbewerbs-Beitrag „Kraftidioten“ von Hans Petter Moland. Stellan Skarsgard und Bruno Ganz liefern darin eine amüsante Performance als Väter, die mit Schneepflug, krächzendem Befehlston und den blanken Fäusten ihre getöteten Söhne rächen. Als Berlinale Special überzeugte der dänische Musikerfilm „Someone You Love“ genau wie der eigenwillige „Blind“ aus Norwegen im Panorama. Von wegen unterkühlt!

Tag 7
Halbzeit bei der 64. Berlinale! Große Stars wie Nick Cave, Bill Murray und allen voran George Clooney haben dem Filmfest ihre filmische Aufwartung gemacht… und doch murren viele Kritiker und Filmfreunde. Bisher war noch kein Über-Film in Sicht – trotz gelungener Beiträge von Anderson, Graf oder Hans Petter Moland. Was wird denn nun aus den Bären in gold und silber?!? Ruhig bleiben. Die Felle werden erst nach dem Erlegen verteilt – und damit haben Richard Linklater und Claudia Llosa Erfahrung. Beide haben schon einen Bären im Regal und stellen noch ihre Werke vor!

Tag 8
Big Brother is watching you. Am nunmehr siebten Festivaltag kristallisieren sich allmählich die Themenschwerpunkte heraus. Einer heißt: Großer Bruder. Im Berlinale-Wettbewerb finden sich auffallend viele Geschwistergeschichten. Filme wie „Jack„, „`71„, „Kreuzweg„, „La Praia do Futuro„, „Aloft“ oder „La tercera orilla“ zeigen die großen Brüder oder Schwestern, die Verantwortung für die Kleinen übernehmen – dabei sind sie doch selbst noch so jung. Die Berlinale bleibt das Filmfestival, das sich an die wichtigen Themen wagt.

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