Ein Blick zurück auf die 64. Internationalen Filmfestspiele Berlin

Berlinale Tagebuch 2014


Richard Linklater verteilte für "Boyhood" 39 Drehtage auf zwölf Jahre.

Richard Linklater verteilte für „Boyhood“ 39 Drehtage auf zwölf Jahre.


Tag 9
Die Berlinale wird erwachsen. Der Festival-Donnerstag stand ganz im Zeichen des US-Indiefilm-Papstes Richard Linklater, der sein eindrucksvolles Filmprojekt „Boyhood“ in der Hauptstadt präsentierte. Das Jugenddrama begleitet den anfangs sechsjährigen Mason auf dem steinigen Weg in die Volljährigkeit. Der Clou: Die 39 Drehtage wurden auf zwölf Jahre verteilt, Hauptdarsteller Ellar Coltrane wuchs tatsächlich mit dem Film heran. Der große Aufwand hat sich gelohnt. Das Publikum bedachte „Boyhood“ mit stürmischem Applaus.

Tag 10
Seit Tagen spekulieren Filmfans, welches der Werke für den Goldenen und welcher der vielen Stars wohl für die Silbernen Bären in Frage kommen. Dabei feierten mit „Macondo“ aus Österreich und dem japanischen Beitrag „The Little House“ noch am Freitag zwei Konkurrenten ihre Premieren. Chancen räumt ihnen kaum jemand ein. Richard Linklaters „Boyhood“ gilt als großer Favorit, wobei Experten Brüggemanns „Kreuzweg“ eine Überraschung zutrauen. Auf Jury-Präsident James Schamus, Michel Gondry, Christoph Waltz & Co. wartet eine knifflige Aufgabe.

Weiterlesen: Filmkritiken der 64. Berlinale

Tag 11
Black Coal, Thin Ice“ also – der Goldene Bär für besten Film der 64. Berlinale geht an das düstere Werk des chinesischen Regisseurs Diao Yinan. Sein Hauptdarsteller Liao Fan, der einen maximal abgehalfterten Ex-Cop spielt, räumte obendrein den Silbernen Bären als bester Darsteller ab. Ein Triumph. Freude auch bei den Geschwistern Dietrich und Anna Brüggemann, die gemeinsam das Drehbuch zu „Kreuzweg“ verantworteten und ebenfalls einen Bären in Silber einheimsten – übrigens genau wie Richard Linklater. Der Kritiker-Favorit musste mit dem Bären für die beste Regie vorlieb nehmen.

Tag 12
Sonnig war’s: Sonniges Frühlingswetter machte die 64. Berlinale zu einer der wärmsten seit langem. Viele tankten am Marlene Dietrich Platz Sonne vor den Vorstellungen, ehe sie sich in eiskalte Filme stürzten. Ironischerweise zeigten Filme, wie „Kraftidioten„, „Aloft“ oder „Das finstere Tal“ kalte Schnee- und Eislandschaften… fremde Filmwelten eben. Ob nun der Sonne oder dem Stargetummel wegen, die Internationalen Filmfestspiele waren mit 330.000 verkauften Karten ein riesiger Erfolg – obwohl viele Kritiker die Bären anders vergeben hätten.

SuT, Peter Correll, Denis Demmerle

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