Jakob Lass über seinen Film “Love Steaks”

Nicht Dogma, Fogma!


War Dir klar, dass der Spielraum Eurer Charaktere gleichzeitig auch der Spielbereich Deines Teams ist?
Das Hotel hat tatsächlich eine gewisse Freiheit mit sich gebracht, denn wir hatten einen festen Rahmen, der zwar alles begrenzt hat, den wir aber auch ausfüllen konnten.

Ihr habt im laufenden Betrieb des Hotels gearbeitet?
Ja. Wir haben immer einen Tag im Voraus angekündigt, wo wir drehen wollten. Wenn das nicht ging, haben wir umorganisiert. Da sind uns die Angestellten sehr offen begegnet.

Und ihr habt dort gewohnt …
Ja. Es fühlt sich schon etwas komisch an, im Kapuzenpulli durchs Edelhotel zu schlurfen.

Das passt ebenfalls zum Prinzip. „Love Steaks“ ist mit unverhältnismäßig wenig finanziellen Mittel entstanden.
Stimmt, wir haben für den Film keine Förderung beantragt. Das meiste Geld kam von der HFF-Potsdam, an der ich studiere. Unser Studentenstatus war ein Vorteil.

Du hast, bevor Du dein Studium an der HFF-Potsdam begonnen hast, an der Filmarche Berlin studiert. Die Arche lebt hauptsächlich vom Engagement ihrer Beteiligten, die HFF ist eine staatliche Institution. Du kennst demnach zwei Seiten des Studierens …
Ja. Aber ich wurde in erster Instanz an beiden abgelehnt. In der Arche konnte ich durch die Zwangsläufigkeit der Selbstorganisation viel lernen, gerade in Bezug darauf, wie viel man selber wirklich hinbekommt. Auch über Gruppendynamik und wie selbstverantwortliche Inhalte in der Gruppe entstehen, habe ich viel gelernt. An der HFF läuft das anders, dort ist man viel stärker ein Studiums-Konsument, der sich das Mitspracherecht erkämpfen muss. Mitgestalten geht natürlich, aber es ist nicht grundlegend im Lehrplan vorgesehen. In Potsdam treffen dafür sehr viele Studenten aus unterschiedlichen Bereichen aufeinander. Man lernt sehr viele Fachbereiche kennen und hat sehr viel Zeit, Filme und Projekte zu machen. Das ist ein großes Geschenk.

Dein Arbeitsstil ist durchaus vergleichbar mit dem Deines Bruders. Tom ist ebenfalls als Regisseur tätig und setzt ebenso wie Du auf improvisiertes Arbeiten.
Das stimmt. Wir haben eine gemeinsame Kindheit, haben gemeinsam in einer WG gewohnt und dort oft über Film gesprochen. Aber wir sind auch unterschiedliche Wege gegangen. Tom hat viel Fernsehen gemacht. Ich war viel am Theater.

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Ihr habt beide trotzdem den Weg hinter die Kamera gesucht. Woher kommt der Schritt hin zur Regie?
Ich war einfach unzufrieden. Als Schauspieler war ich oft Ausführender einer Idee. Ein Dienstleiter. Das hat mich nicht ausgefüllt. So sehe ich meine Schauspieler auch nicht.

Interview: Martin Daßinnies

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