Zurückgespult #13: Amazon mischt beim Streaming mit

Das Spiel um den Streaming-Thron


Cosima M. Grohmann ist freie Journalistin und lebt in Berlin. Als Regie- und Produktionsassistentin hat sie bei diversen Filmproduktionen mitgewirkt, am Ende sogar einen eigenen Dokumentarfilm gedreht. Als Kritikerin aus der Ferne fühlt sie sich dem Kino näher, sie schreibt u.a. für fluter, die Berliner Zeitung und die Deutsche Presse Agentur.

Cosima M. Grohmann ist freie Journalistin und lebt in Berlin. Als Regie- und Produktionsassistentin hat sie bei diversen Filmproduktionen mitgewirkt, am Ende sogar einen eigenen Dokumentarfilm gedreht. Als Kritikerin aus der Ferne fühlt sie sich dem Kino näher, sie schreibt u.a. für fluter, die Berliner Zeitung und die Deutsche Presse Agentur.

Was bewegt und über welche Projekte spricht die Filmbranche? Wo wird gerade wieder einmal unter Protest ein traditionelles Programmkino geschlossen – oder sogar eröffnet? In ihrer Kolumne Zurückgespult blickt Autorin Cosima M. Grohmann einmal im Monat zurück und schaut auf das, was passiert ist  vor und hinter den Leinwänden.

Ausgerechnet Amazon will den weltweiten Streamingmarkt erobern. Sollen wir uns jetzt freuen oder lieber weiterhin illegal unsere Lieblingsserie schauen?

193.000 Mal liefen im Filesharing-Netzwerk BitTorrent am Abend des 13. Aprils die Drähte heiß. Der Grund: Das fiktive Serienland Westeros in der beliebten HBO-Serie „Game of Thrones“ kämpft seit vier Staffeln um den stacheligen Eisenthron, den es in der Hauptstadt King’s Landing zu besetzen gilt. Und an eben diesem 13. April lief die zweite Folge der vierten Staffel. Weitere 1,5 Millionen Mal wurde die Episode am nächsten Tag heruntergeladen – und das nur bei BitTorrent. Die vielen illegalen Streamingportale, die serienaffinen Zuschauern auch hierzulande ermöglichen, ihre Lieblingsserie gleich nach Staffelstart und nicht erst ein oder zwei Jahre später auf einem Bezahlsender zu schauen, wurden nicht berücksichtig. Die Zahlen – so heißt es einstimmig im Netz – stellen einen bisher nie dagewesenen Piraterie-Rekord dar. Die Macher von GoT zeigen sich darüber keineswegs erbost, im Gegenteil: Es zeige, wie beliebt und erfolgreich die Serie weltweit sei, sagen sie.

Streamen – dieses Wort muss man im Zusammenhang mit den erfolgreichen Serien der US-Sender HBO und amc oder dem Online-Dienst Netflix in unseren Breitengraden lieber flüsternd aussprechen. Erklärt man einem Anfänger das Prozedere, kommt dies der Gebrauchsanweisung einer illegalen Droge gleich: „Du musst auf den Anbieter gehen, die Serie anwählen und dann bloß nicht auf downloaden drücken!“, so in etwa könnte die Einweisung lauten. Dass man die fünf Fenster mit Job-, Brust- und Anusangeboten auch einfach schnell wieder zumacht, verschweigt der geübte Streamer dem unbedarften Einsteiger lieber noch. Doch was tut man nicht alles, um mitreden zu können, wenn es um die neuesten Entwicklungen bei „Mad Men„, „The Killing„, „Homeland„, „True Detective“ oder „Girls“ geht? Man muss eben streamen, um sich die Inhalte der vielbesungenen neuen filmischen Erzählform rechtzeitig anzueignen, vorausgesetzt man will dabei sein, wenn die nächste neue Kult-Serie geboren wird.

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