Regisseur Hossein Amini im Interview zu „Die Zwei Gesichter des Januars“

"Da ist soviel Gutes in diesem Bösen"



Da spricht der Autor aus Ihnen. Wie kommen Sie als Drehbuchschreiber an Ihre Bücher?
In der Regel ist es tatsächlich so, dass die Bücher zu mir kommen und ich an ihnen arbeite. Oft auch erst, wenn die Projekte schon fortgeschritten sind und die Bücher nachgebessert werden müssen. Dieses Buch war da die große Ausnahme, da es von Anfang an mein Ziel war, es als Regisseur umzusetzen. Es war das einzige Buch, das ich jemals zu anderen Menschen gebracht habe. Das war die Schwierigkeit, denn ein ums andere Mal stellte ich es vor – und die sagten nein.

Wie war das bei „Drive„, der zum Indie-Hit wurde?
Das Buch kam von Universal, dem Studio. Es war ein klassisches Arthouse-Buch und die mochten es nicht sehr, gaben es aber zu Nicolas Winding Refn, mit dem ich weiter daran arbeitete. Es sollte ursprünglich ein 50-Millionen-Dollar-Film mit Hugh Jackman werden.

Sitzen Sie schon an neuen Stoffen?
Ja, an John le Carrés Buch „Our Kind Of Traitor„, das mit Ewan McGregor verfilmt wird.

Ihr Film folgt offensichtlich Vorbildern. Wie viel Zeit haben Sie damit verbracht, Film noir-Werke zu schauen?
Unglaublich viel Zeit. Ich habe zur Vorbereitung sicherlich 70 Filme gesichtet. Ich habe unfassbar viele Hitchcock-Filme gesehen, vieles aus den 1960ern und aus Italien. Bei jedem Film, den ich angehe, nutze ich das als Ausrede, um mich zurückzuziehen und Filme zu schauen. Das ist der Teil, der mir am meisten Freude bereitet.

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Sie vergleichen den Schnitt beim Film mit einer Art von Schneeblindheit…
Ich bin viel zu schnell zum Schnitt übergegangen und musste deshalb meinen Cutter austauschen, was nicht sein Fehler war. Es lag eher an mir und meiner ersten Filmregie. Die Erfahrung fehlte mir und ich war sehr sprunghaft. Das, was ich als Schneeblindheit beschreibe, entsteht, wenn du Szenen siebzig Mal sichtest und irgendwann nicht mehr weißt, ob du noch den richtigen Film siehst.

Sie haben mit vielen Regisseuren zusammen gearbeitet. Haben Sie jemand um Rat gefragt?
Ich habe mit denen gearbeitet, aber es war eher umgekehrt. Ich wollte das alleine schaffen und meinen Regisseursfreunden den Film erst zeigen, wenn ich ihn wirklich gut finde. Sie sollten ihn in der bestmöglichen Version sehen.

Iran, Ihr Geburtsland, hat eine beeindruckende Filmtradition. Verfolgen Sie das?
Ich betrachte das aus einer gewissen Distanz, weil ich das Land verlassen habe, als ich noch sehr jung war und meine Kultur anders geprägt ist. Ich bin aber sehr stolz, dass ein Land mit so vielen Problemen immerhin eine Filmindustrie hat, auf die die Leute stolz sein können. Die iranischen Regisseure erzählen Geschichten auf so unterschiedliche Art und Weise, auch weil es schwierig ist, dort zu erzählen. Es entstehen aber oft brillante Werke.

Die Fragen stellte Denis Demmerle.

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