„Welcome Goodbye“-Regisseurin Nana A.T. Rebhan im Portrait

Interessiert an der Wirklichkeit



Ab wann gilt man eigentlich als Berliner? Nach zwei Monaten? Einem Jahr? Oder sogar erst nach zehn Jahren? Ein Spaziergänger hat zufällig unser Gespräch mit angehört: „Der Zuzug und dieser gemachte Hype sind doch das Schlimmste! Die mit ihren Apple-Computern und Biogärten! Ich wohne schon seit `68 hier.“ Nana lächelt nachsichtig und blickt auf die kreuz und quer stehenden Beetkisten des Tempelhofer Urban Gardening-Projekts. Gerade sprachen wir über Platzhirschattitüde und die arrogante Abgrenzung der Hauptstädter gegenüber der Provinz. Es stimmt, Berlin fühlt sich für seine Bewohner zuweilen wie ein eigener „Inselstaat“ an, dem man nur ungern den Rücken kehrt, sobald man ihn einmal für sich erschlossen hat. „Ich brauche eine große Stadt. Solange es hier genug Ecken gibt, wo ich mich wohl fühle, bleibe ich“, sagt die Filmemacherin über sich selbst.

Anschauen: Das Video-Interview mit Regisseurin Nana Rebhan & Produzent Alfred Exner zu „Welcome Goodbye

Doch gerade jene Ecken sind durch die Gentrifizierung bedroht, die wiederum eine Konsequenz von Tourismus ist. Das Bemühen der Stadt, Berlin für seine Besucher als attraktives Reiseziel zu frisieren, lässt Wohn- und Lebenshaltungskosten in die Höhe schnellen. „Arm, aber sexy“, hatte Wowereit gesagt. „Es ist aber nicht mehr sexy, wenn die Leute keine Miete mehr zahlen können“, sagt Nana. Auch das Argument, Tourismus würde Arbeitsplätze schaffen, hält sie für strittig: „Das betrifft höchstens die Gastronomie. Und da arbeiten meistens Zugezogene aus dem Ausland, die wegen der Sprachbarriere oder einer fehlenden Arbeitserlaubnis nichts anderes finden.“ Menschen, die einst als Touristen hierher kamen, sich in die Stadt verliebten und nun Vieles auf sich nehmen, um bleiben zu können.

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