Kino im Kiez: Ladenkino Friedrichshain

Ein Kino, das kein Kino ist


Von wegen "KEIN KINO" - Das Ladenkino in Friedrichshain ist Kino und noch mehr... Foto: Cosima Grohmann.

Von wegen „KEIN KINO“ – Das Ladenkino in Friedrichshain ist Kino und noch mehr… Foto: Cosima Grohmann.

In der zweiten Ausgabe unserer Reihe „Kino im Kiez“ widmen wir uns dem „Ladenkino“ im Friedrichshain. Hier wird Kino wieder zum Erlebnis, das mehr ist als Einlass, Vorstellung und Abspann.

Die Schaufenster des Ladengeschäfts an der Ecke Boxhagener Straße/Gärtnerstraße im Friedrichshain sind mit zahlreichen Kinoplakaten gepflastert. Am Eingang verkündet eine handgeschriebene Tafel die Titel der Filme, die es an diesem Sonntag im sogenannten „Ladenkino“ zu sehen gibt – und das sind viele: Bis zu zwanzig Vorstellungen finden hier täglich statt, von Kinderfilmen aus Hollywood über Nischendokus und klassischen Arthouse-Filmen ist alles dabei, was gerade so läuft. Im Inneren des Programmkinos laden dunkelrote Rokoko-Möbel zum Sitzen ein, dazwischen gruppiert sich eine unüberschaubare Anzahl von Trash-Nippes wie Schaufenster-Puppen, Plastikrosen, Wandvorhänge sowie eine historische Sammlung von Schmalfilmprojektoren.

Weiterlesen: Unsere Kritik „Spektren des Extremen zu „Nymphomaniac Vol. I„.

Auf einem der Sofas sitzen zwei ältere Damen und diskutieren angeregt über den Sinn von Kinotrailern. Eine weitere Gruppe von Besuchern, die in den goldverzierten Möbeln Platz genommen hat, schaut erwartungsvoll hoch, als ein Mann in weißem Matrosenhemd und schwarzen, hochstehenden Haaren den Raum betritt: „Besucher für Nymphomaniac eins? Bitte mitkommen“, sagt er, seine Stimme klingt dabei freundlich und auch ein bisschen feierlich. Die Gruppe erhebt sich und folgt ihm in einen der drei Kinosäle. „Wir verstehen uns als Ort, an dem man als Kinointeressierter möglichst viel aus unterschiedlichsten Richtungen angeboten bekommt“, sagt Paulo Da Senhora, nachdem er seine Besuchergruppe zum Saal geleitet hat. Paulo, der von allen nur Skalli genannt wird, ist einer der Betreiber des „Ladenkinos“. „Vielfalt ist uns wichtig“, sagt er, „trotzdem sind wir natürlich ein Off-Programmkino, das eine durchdachte Auswahl bei seinen Filmen trifft“, fügt er hinzu.

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