Interview mit Kenneth Anders zur 11. Provinziale in Eberswalde

Kultur trägt zur Bildung einer Zivilgesellschaft bei



Im Sonderprogramm findet sich der Spielfilm „Yumurta“ aus der Türkei, den ihr als Provinz-Klassiker überschreibt. Was macht ihn dazu?
Ja, die ganze Trilogie von Semih Kaplanoğlu ist ja noch nicht so alt, dass man an so einen Kanon denken würde. Aber wir finden die Filme so gut, dass wir meinen, sie können von uns schon mal ganz kühn zum Klassiker erklärt werden: Mythologie, Humor und Bildkraft kommen da zusammen und eine Beziehung zu den elementaren Dingen des (ländlichen) Lebens. Man versteht, wie eine reiche biografische Entwicklung unter solchen Bedingungen möglich ist. Das ist das Gegenteil vom Bild der stumpfen Provinz. Deshalb haben wir uns entschieden, in den nächsten Jahren alle drei Filme hier in dieser Rubrik zu zeigen.

Festivals leben von ihren Gästen. Welche Filmemacher erwartet ihr?
Sagen wir mal so, der Etat, den wir dafür haben, ist mehr als ausgereizt, weil es jedes Jahr mehr Filmemacher werden, die zu uns kommen. Wir freuen uns auf Volha Dashuk aus Weißrussland, die schon im letzten Jahr zu Gast war, More Raca aus dem Kosovo darf glücklicherweise einreisen und wir werden Tobias Müller und Viviane Blumenschein bei uns haben, um nur einige zu nennen. Schön ist, dass sich viele von ihnen immer mehr Zeit nehmen, in Eberswalde zu verweilen.

Legendär ist euer Festivalclub, in dem abseits des Filmparts beinahe ein kleines eigenes Kulturfestival stattfindet. Welchen Abend sollte sich kein Berliner entgehen lassen?
Meine Empfehlung wäre, unbedingt am Eröffnungsabend zu Karl Schloz & Stefan Weeke zum Jazz zu kommen, damit man dann motiviert ist, gleich am nächsten Abend wiederzukommen und „Paul und Paula“ vom Thematerkosmos53 zu bewundern. So ausgestattet kann man in die Woche gehen und bleiben, sodass man für DIVING FOR SUNKEN TREASURE am Donnerstag, Kalle Kalima & Johnny La Marama am Freitag und The Time Tunnel Orchestra mit Rock’n‘ Roll Karaoke am Abschlussabend hinreichend eingestimmt ist. Das war jetzt ein bisschen viel und insofern als Empfehlung geschummelt, aber Du musst zugeben, dass ich drei Tage ausgelassen habe – die sind unsere Geheimtipps.

Die Fragen stellte Denis Demmerle.

Das 11. Filmfest Eberswalde findet von 4. bis 11. Oktober im Paul-Wunderlich-Haus (Am Markt 1, 16225 Eberswalde) statt.
Mehr zum Festival unter: www.filmfest-eberswalde.de

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