British Shorts 2015: Pioniere von heute und gestern

Rückblicke auf die Zukunft des britischen Films


BS_2015Kurzfilmfestivals vermitteln Einblicke in unbekannte und unerforschte Welten. Ganz egal, ob es sich dabei um rein fiktive Universen, dokumentarische Spurensuchen oder Animationskosmen handeln mag. Wenn ein Programm so umfangreiche und vielfältige Formen annimmt, wie bei British Shorts 2015, übersättigt das die Sinne am Ende ein wenig. Dies hat jedoch auch seine Vorzüge: Erst so kristallisieren sich die Bilderwelten heraus, welche dem Zuschauer zum Abschluss immer noch durch den Kopf wandern.

Wie bei einem der Höhepunkte diesen Jahres, dem Gewinner des Jurypreises, „The Bigger Picture“ von Daisy Jacobs. Mit einer stilistisch außergewöhnlichen Mischung aus flachen Zeichnungen und plastischen Objekten schildert der Stop-Motion Film die Geschichte zweier Brüder und ihr Verhältnis zu der hilfebedürftigen alten Mutter. Während der Eine sein Leben eigensinnig weiterlebt, kümmert der Andere sich aufopferungsvoll um sie. Diese zutiefst menschliche Geschichte und der analoge Animationsstil vereinigen sich zu einem bemerkenswerten humanistischen Filmporträt. Zeitgleich zur Verleihung des Jurypreises wurde „The Bigger Picture“ für den Oscar nominiert, was die gelungene Filmauswahl der Veranstalter der British Shorts unterstreicht.

Nachdem Warp Films im vergangenen Jahr zum zehnjährigen Jubiläum mit einer Retrospektive auf dem Festival präsent war, überzeugte die Produktionsfirma in diesem Jahr mit neuen Beiträgen. „No Kaddish in Carmarthen“ von Jesse Armstrong schildert die Coming of Age Geschichte des 15-jährigen Gwyn, der in einem walisischen Provinznest auf der Suche nach der eigenen Identität und seinem Platz in der Gesellschaft ist. Mit zurückhaltendem Humor und einem Augenzwinkern beobachtet der Regisseur die etwas ungeschickten Versuche des vorlauten Rotschopfes, sich vor seinen Altersgenossen zu profilieren. So muss Gwyn schnell feststellen, dass eine Hornbrille mit Fensterglas und sein wortgewandtes Auftreten ihm nicht automatisch das Ansehen seiner Mitschüler verschaffen.
Auf ganz anderen Wegen schreitet der Gangster Liam in Michael Keillors Noir-Parodie „Liam + Lenka„. Auf der Suche nach einem Ausweg aus einem missglückten Geschäft in einer verlassenen schottischen Absteige, beginnt er eine Affäre mit der blonden Frau an der Rezeption. Diese weiht ihn jedoch ein, dass ihre Vergangenheit in dem Hotel einige Parallelen zu den unheimlichen Ereignissen in einem leeren Hotel aus einem berühmten Klassiker von Stanley Kubrick (siehe „Here’s Johnny!) aufweist.

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