Interview zu „Hedi Schneider steckt fest“ mit Regisseurin Sonja Heiss

Heiss: Ich bin bedingt romantisch


Hedi_Schneider_steckt_fest_PlakatHedi Schneider steckt fest“ begeisterte im Februar bei der 65. Berlinale und verzückt nun seine Zuschauer im Kino. Im Interview zu Film spricht Sonja Heiss über ihre eigene Angst-Störung, Filme zum Weinen, die Rolle, die Humor für ihren Film spielt, und Beziehungen.

Frau Heiss, Sie sagen, dass Sie glücklich wären, wenn einige Leute bei „Hedi Schneider steckt fest“ weinen würden. Warum das denn?
Sonja Heiss:
Ich finde es toll, wenn ich bei Filmen weinen muss – das ist mir in meinem Leben nur ein paar Mal, bei wenigen Filmen passiert. Da erlebt man was und macht wirklich etwas durch.

Erinnern Sie sich an die Filme?
Einer flog übers Kuckucksnest„, als Kind bei dem alten Rühmann-Film „Akrobat Schööön„, bei „Kramer gegen Kramer“ und – ganz schlimm – bei „Titanic“. Rotz und Wasser habe ich bei „Benjamin Button“ geweint, ich weiß bis heute nicht genau warum, vermute aber, weil ich ein noch sehr kleines Kind hatte und deshalb sehr sensibel auf die Vergänglichkeit von Leben, auf Babys etc. reagiert habe. Bei anderen Filmen habe ich nicht geweint!

Weiterlesen: Unsere ausführliche Kritik „Vom Glücklich sein… und glücklich bleiben“.

Im Kern ist „Hedi Schneider steckt fest“ eine Liebesgeschichte, die aus den Fugen gerät. Ein Ereignis reißt das Paar aus dem gemeinsamen Glück. Wie schwierig sind Beziehungen?
Ich finde es vor allem schwierig, über viele Jahre hinweg eine gute Beziehung zu führen. Man verliert oft mit der Zeit so viel an Respekt, Bewunderung, Anziehung. Hedi und Uli haben zum Beispiel Sex trotz sechsjährigem Kind, das ist ein eindeutiger Indikator für eine funktionierende Beziehung.
Ich empfinde Beziehungen generell als etwas sehr Fragiles. Gerade, wenn etwas Negatives passiert, das über mehrere Monate andauert. In Beziehungen ist es z.B. wichtig, dass ein Gleichgewicht herrscht. Gerät das aus der Balance, kann es schnell kippen. Genau deshalb ist es aber auch möglich, eine scheinbar kaputte Beziehung wieder zum Laufen zu bringen. Sich nach zehn Jahren neu zu verlieben, ist möglich.

Was passiert bei den beiden nach Hedis Angst-Attacke?
Bei Hedi und Uli fühlt sich der Mann irgendwann nicht mehr gesehen. Es geht um Einsamkeit. Die Krankheit isoliert sie und damit auch ihn auf eine Art. Die sind in einer Beziehung und doch beide einsam.

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