Interview mit Regisseur Benjamin Riehm zu „Du musst dein Ändern leben“

Riehm: Es geht darum, Utopien und Träume zu verwirklichen


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Benjamin Riehm der Regisseur von “Du musst dein Ändern leben”.

Neukölln gilt seit einigen Jahren als neuer Trendbezirk Berlins. Der Stadtteil ist vor allem geprägt von Menschen, die gute Ideen haben und diese auch im Stadtbild ausleben. Davon handelt unter anderem Benjamin Riehms Film „Du musst dein Ändern leben„, der im Rahmen des diesjährigen Achtung Berlin Festivals im April seine Premiere feierte. Die Dokumentation begleitet die Entstehung des beliebten Dachgartens „Klunkerkranich“ und gewährt Einblicke in das Team hinter dem Projekt.

Der offizielle Filmstart von „Du musst dein Ändern leben“ ist am 2. Juli 2015. Aus diesem Anlass haben wir den Regisseur Benjamin Riehm zum Interview getroffen auf dem „Klunkerkranich“ über den Dächern von Neukölln. Wo auch sonst?

Benjamin, kommen bei dir Heimatgefühle auf, wenn du dich hier im Klunkerkranich triffst für Interviews zu „Du musst dein Ändern leben“ oder deine Freunde zum Kaffee Trinken hierher entführst?
Benjamin Riehm:
Der Ort ist ein Stück Heimat geworden, dadurch, dass ich hier sehr sehr viel Zeit verbracht habe mit meinen Protagonisten. Die Leute hier sind ein Stück Heimat geworden. Man sagt immer, man braucht eine professionelle Distanz zu dem, was man macht. Die habe ich für den Film ganz gut bewahrt. Trotzdem haben sich Freundschaften entwickelt, das ist für mich kein Widerspruch. Von daher: ja, ich fühle mich hier wie zu Hause.

Du hast das ganze Projekt „Klunkerkranich“ dokumentarisch begleitet. Wie kamst du dazu, von einem Projekt zu wissen, das es eigentlich noch gar nicht gibt?
Hier gegenüber (zeigt Richtung Rollbergviertel) ist das „Zuhause e.V.“, die alte Kindl-Brauerei. Ein Ort – davon erzählt auch der Film – an dem Yosh und Dorle auch aktiv waren und einen Theaterverein hatten. Dort habe ich einen Proberaum und erfahren, dass ein neues Projekt an den Start gebracht wird, nämlich auf dem obersten Parkdeck der Neukölln Arcaden. Ich war von der vorherrschenden Energie sehr inspiriert. Hier lag alles noch brach, aber viele Leute waren da und ganz viel Enthusiasmus. Da habe ich mit Yosh gequatscht, ob sie nicht Interesse hätten, dass ich das Vorhaben filmisch begleite. Ich wusste vom „Fuchs und Elster“ und „Zuhause e.V.“, was die im Stande sind, auf die Beine zu stellen.

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Also musstest du im Prinzip keine große Überzeugungsarbeit leisten, damit du die Leute vom Team auf Schritt und Tritt verfolgen durftest?
Überzeugungsarbeit war das nicht. Es war am Anfang aber ungewohnt für die Leute. Sie mussten zum Beispiel, wenn ich gedreht habe, die Musik während der Bauarbeiten ausschalten. Das war ein bisschen nervig. Außerdem ist es immer komisch, eine Kamera vor die Nase gehalten zu bekommen. Aber ich glaube, dass sich alle recht schnell daran gewöhnt haben. Am Anfang war mir tatsächlich noch gar nicht klar, wie nah ich da an die Leute herantreten werde. Das hat sich ganz harmonisch entwickelt, da der Fokus zu Beginn eher auf diesem Ort lag und sich dann immer mehr zu den Menschen verschoben hat. Yosh und Dorle als Paar sind wirklich wie Mami und Papi. Wenn etwas ist, kommen alle zu den beiden. Mittlerweile beschäftigen sie um die 80 oder 90 Leute fest, mit Arbeitsvertrag und allem. Deswegen trägt mein Film den Untertitel „Portrait einer Wahlfamilie„. Das ist das eigentliche Thema des Films.

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