Interview mit Santiago Gómez Rojas, Direktor Spanisches Filmfest Berlin

Spanisches Filmfest Berlin 2015: Mehr als "nur" Almodovar


Festival-Direktor Santiago Gómez Rojas leitet das Spanische Filmfest Berlin. Foto: Privat

Festival-Direktor Santiago Gómez Rojas leitet das Spanische Filmfest Berlin. Foto: Privat


Von 6. bis 11. Oktober steigt die vierte Ausgabe des Spanischen Filmfest Berlin (SFFB). Von Festival-Direktor Santiago Gómez Rojas erfahren wir im Interview was das Programm bietet, wieso das Festival das Babylon:Mitte verlassen hat und wo sich das Festival in der spanischen Kulturszene selbst einordnet.

Santiago, wie schätzt du die aktuelle Stellung des spanischen Films in Europa oder allgemein in der europäisch-amerikanischen Sphäre ein?
Santiago Gómez Rojas:
Er blüht! Obwohl es in einigen Ländern, wie Spanien zum Beispiel, Kürzungen der Filmförderung gibt. Die Filmemacher verzichten nicht darauf, ihre Projekte zu verwirklichen, sei es mit Crowdfunding oder mit der Hilfe und Leidenschaft der Familie oder von Freunden.
Abgesehen davon bietet Lateinamerika große Chancen, wo vieles koproduziert wird, zu dem aus Spanien Ideen und Wissen kommen. Lateinamerika will von den Erfahrungen der Spanier und Europäer lernen. Unsere gemeinsame Sprache bedeutet auch eine Chance für viele Künstler.
Bei den großen Filmfesten in San Sebastian und auf der Berlinale kündigte sich an, dass das spanische Kino mit seinen universellen Geschichten auf der ganzen Welt ankommt. Unsere Filmemachen trauen sich mit viel Originalität an verschiedene Genre.

Magical girl“ von Carlos Vermut eröffnet dieses Jahr das Festival. Der Film hatte in Spanien großen Erfolg. Doch nur selten finden spanische Filme in Deutschland einen Verleih, wenn es sich nicht gleich um Almodovar handelt. Woran liegt das?
Es ist leider so, dass Almodovar eine Marke für spanisches Kino geworden ist. Wenn ich Leuten von unserem Festival erzähle, antworten die häufig, „Ah ja, ich mag Almodovar“ oder „Ich habe mal ein paar Filme von Almodovar gesehen.“ Viele Verleiher trauen sich nicht Film zu verleihen. Einige werden nicht als spanisches Kino erkannt oder kommen direkt als DVD auf den Markt. Film in Kinos zu verleihen kostet viel Geld. Die Verleih-Industrie ändert sich gerade und tendiert dazu, mehr Publikum in Internet zu konzentrieren.

Weiterlesen: „SFFB 2015: Großes Festivalkino aus Spanien“ unsere Filmtipps fürs Festival…

Das Schwerpunkt-Land 2015 ist Mexiko. Wie charakterisiert sich die aktuelle Filmszene des Landes? Was interessiert euch daran?
Wir wollten noch mehr Filme zeigen, aber wir hatten keinen Platz mehr. Mexiko ist das größte und dichtest bewohnte spanisch-sprechende Land der Welt. Ein sehr vielfältiges Land mit einer langen Filmtradition und -geschichte. Man könnte ein jährliches mexikanisches Filmfestival in Berlin machen. Mexiko hat eines der größten Kulturindustrie der spanisch-sprachigen Welt. Sie produzieren seit Ewigkeiten gutes Fernsehen und vielfältige Filmprodukte. Uns interessiert diese lange Geschichte der Filmkunst. Man sieht das in diesem Festival nicht, aber mit Luis Buñuel hat einer der bedeutendsten spanischen Filmemacher die Mehrheit seine Werke in Mexiko gedreht. Lange vor Penelope Cruz gab es einen Filmstar, die in Hollywood erfolgreich war, Sara Montiel. Sie startete ihre erfolgreiche internationale Karriere im Mexiko der 50er Jahre.

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