Afrikamera 2015: Interview mit dem Direktor Alex Moussa Sawadogo

Eine Art Exzorzismus


Cassava Metaphor 02
Kann der Film Ihrer Meinung nach als Mittel zur Bewältigung von Traumata in der Geschichte des eigenen Landes fungieren?
Ja, es ist nämlich die Eigenschaft des Filmes aus dieser Region, aber auch aus anderen Regionen, dass er gewissermaßen „mit sich selbst spricht“. Die Mehrheit der Regisseure, die mit solchen Themen arbeiten, haben ähnliche Umstände selber erlebt. Es ist für sie also eine Art Exzorzismus. Die Filme bieten zudem eine Möglichkeit, alle einzubeziehen, die Ähnliches erlebt haben. Sie fungieren als Manifeste, ohne dass man selbst, als Regisseur oder Aktivist, laut raussprechen muss. Es ist also ganz klar eine Art der Vergangenheitsbewältigung der Betroffenen zusammen mit anderen Betroffenen. Es ist auch zu bedenken, dass im Gegensatz zu den europäischen Ländern, in denen die Mehrheit der Menschen Zugang zu professioneller psychologischer Hilfe haben, dies in Afrika nicht der Fall ist. Solche Filme dienen also als eine eigene Therapie.

Ist das also richtig anzunehmen, dass das Publikum solcher Filme innerhalb Afrikas in erster Linie aus Betroffenen besteht?
Ja, die Regisseure wollen andere Betroffene erreichen und ihnen die gleiche Möglichkeit bieten, durch den Film sich von Traumata zu befreien. Das Publikum realisiert, dass es ebenso gemeint ist. Es kann sich also mit der Vergangenheit ein stückweit versöhnen. Die Filme sind in erster Linie für ein Publikum im eigenen Land gemacht, nicht für den Export. Es gibt in dieser Region auch viele Festivals, die den Mut haben, solche Filme zu zeigen.

Welche Herangehensweise an den Film aus Afrika empfehlen Sie allen, die sich zum ersten Mal damit beschäftigen?
Das ist eine sehr gute Frage. Als praktischer Hinweis möchte ich empfehlen, da wir normalerweise volle Säle haben, Karten im Voraus zu reservieren. Es wäre sehr schade, wenn jemand unverrichteter Dinge wieder nach Hause gehen müsste. Dann kann ich nur bekräftigen, dass Afrikamera eine sehr gute Möglichkeit bietet, Filme zu sehen, die nicht ins Fernsehen kommen. Das Kino aus Afrika verarbeitet Themen, die mit den Themen und Problematiken in Europa vergleichbar sind, so dass da keine Berührungsängste bestehen müssen. Wir haben auch in diesem Jahr viele Gäste, Schauspieler, Regisseure und Produzenten, die die ganze Woche da sein werden. Das ist eine hervorragende Gelegenheit, mit ihnen ins Gespräch zu kommen, über Kultur aber auch über Politik zu sprechen. Sie können sich auf eine gesellige Atmosphäre gefasst machen, vergessen Sie nicht, dass wir ein Festival für afrikanische Filme sind. (lacht) Nur nicht zögern!

Die Fragen stellte Teresa Vena.

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