BFF on the Road: Bericht vom 58. Dok Leipzig

Dok Leipzig 2015: Die Welt im Querformat. Fast.


DokLeipzig2015

Die rotweißen Plakate sind mir schon ins Blut übergegangen. Leipzig ist voll mit der Dok. In den Kinos, auf den Stofftaschen, T-Shirts, Pullovern, Bannern und den Flyern, die überall in der Stadt verteilt sind: überall wiederholt sich das Design der diesjährigen Dok, des 58. Filmfestivals für Dokumentar- und Animationsfilm Leipzig. DOK, DOK steht darauf und darunter sitzt eine weiße Taube. Tok tok, darauf soll das auch noch anspielen, ein Klopfen in Comicsprache. Eine einfache und witzige Verbindung der zwei Themen dieses Filmfestivals: Dokumentar- und Animationsfilm.

Das Programm begeistert und erschlägt zugleich, denn man will alles sehen, und alles zu sehen stellt sich schnell als total unmöglich heraus. Crazy shit, denkt man sich und fängt an, sich die Hälfte der Filme im Programm zu markieren. Und dann ist man im Kino und sieht beispielsweise „Der Kuaför von der Keupstraße“ von Andreas Maus (Deutschland, 2015), eine großartig komponierte Doku über das Nagelbombenattentat in der Kölner Keupstraße von 2004 (Kameraführung, wow, Hut ab, Hajo Schomerus!). Und man bleibt stecken in Fragen, Bildern, Bewunderung, hört Team und Zeugen zwischen Kinosesseln und Leinwand erzählen und merkt: das ist wirklich guter Stoff.

Viel hätte ich gern noch gesehen, aber die Zeit und die Filme entwischen einem ja bei Filmfestivals bekanntlich wie Sand zwischen den Fingern. Auf einmal ist Tag vier, man sitzt in einer Pause in der Bar des CineStar und schreibt. „Café Waldluft“ von Matthias Koßmehl (Silberne Taube, Deutschland 2015) und „Krieg im Frieden“ von Luise Omar scheinen restlos ausverkauft gewesen zu sein, denn als der Wasserschaden im Kino 4 bekannt gemacht wurde, standen die Leute noch Schlange wie sonst im Schlussverkauf, rannten dann zum Ticket-Counter und rissen sich die Tickets für die nächsten Tage aus den Händen.

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Im glitzernden CineStar kostet das Bier 4,50 Euro und von den höheren Stockwerken aus kann man auf Leipzig und in die umliegenden Gebäude schauen. In der Bar brummt irgendein Gerät bis zum Sterben (die Lüftung?) und ich warte trotzdem eine Stunde bis „The Amina Profile“ beginnt, ein Dokumentarfilm von Sophie Deraspe (Kanada, 2015). Eine syrische Bloggerin fängt eine Online-Lovestory mit einer Kanadierin an, wird zu einer Kultfigur in der syrischen Revolution und verschwindet. Was ich bislang von dem Film weiß, klingt wie ein Thriller. Ist aber eine Doku. Ich bin gespannt.

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