Interview mit Julia Kuniß, der künstlerischen Direktorin der Russischen Filmwoche in Berlin

Das junge russische Kino ist wie ein Seismograph



Der Trailer des diesjährigen Filmfestivals entstand als Co-Produktion zwischen Studierenden der Filmuniversität Potsdam und des Moskauer Allrussischen Universität für Kinematografie (VGIK). Gleich am Tag nach der Eröffnung reserviert die Russische Filmwoche dem filmischen Nachwuchs einen Studentenfilmabend, es folgt die „Lange Nacht des russischen Nachwuchsfilms„. Welche Bedeutung hat dieses Engagement für das Festival?
Die Nachwuchsförderung ist uns enorm wichtig. Bereits seit 2011 engagieren wir uns dank freundlicher Unterstützung von Gazprom Germania für den Ausbau der deutsch-russischen Kooperation im Filmbereich, und wollten den Nachwuchs nachhaltig stärken. Gerade jetzt müssen wir alles dafür tun, um einer Entfremdung zwischen Russland und Europa entgegen zu wirken und die jungen Kreativen auf beiden Seiten nachhaltig in produktiven Zusammenhängen zu vereinen.

Was zeichnet das junge russische Kino aus?
Das junge Kino reagiert am sensibelsten auf Veränderungen aller Art, es ist so etwas wie ein Seismograph. Das junge Kino trifft den Nerv der Zeit und zeigt auf eindrucksvolle Weise, was den Kreativnachwuchs wirklich derzeit beschäftigt. Sie beschäftigen sich mit ewigen Werten oder mit Suche nach eigener Identität. Für mich sind gerade die Filme der jungen engagierten Filmemacher der wahre Spiegel der russischen Gesellschaft und zwar zwischen Metropole und Peripherie sowie Moderne und Tradition: Nur ein paar Beispiele: Der 5-Minüter „Hosen“ von Ruslan Nanava, mit dem wir unser „Kultbüro“-Programm eröffnen, verdeutlicht auf ironische aber präzise Weise, wie wandelbar gesellschaftliche Normen und soziale Parameter letztlich sein können.
Die Filme der 2. Langen Nacht des Russischen Nachwuchsfilms am 27. November und am 2. Dezember im Filmtheater am Friedrichshain sind wärmstens zu empfehlen!

Worauf dürfen sich die Besucherinnen und Besucher freuen?
Auf buntes und spannendes Filmprogramm, lange Filmgespräche und intensive Begegnungen mit dem jungen und neuestem russischen Kino und seinen Machern.

Ein ganz besonderes wie persönliches Anliegen ist ganz sicher die Filmvorführung in Gedenken an Bachtiar Chudojnasarow zum Festivalabschluss. Wie sollten Cineasten den Filmemacher in Erinnerung behalten?
Als einen charismatischen Menschen, angenehmen Zeitgenossen, guten Freund und herausragenden Künstler, der immer Brücken zwischen den Kulturen geschlagen hat, und immer auf der Achse war – zwischen Asien und Europa, Russland und Deutschland. Wir wollen uns am Mittwoch, den 2. Dezember 2015 um 19 Uhr im Filmtheater am Friedrichshain gemeinsam mit seinen Freunden und Berliner Publikum an Bachtiar erinnern, seinen bezauberndsten Film „Luna Papa“ auf der großen Leinwand wieder erleben und in seine fantastische Kinowelt einzutauchen.

Die Fragen stellte Denis Demmerle.

Die 11. Russische Filmwoche findet von 25. November bis 2. Dezember in Berlin statt.

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