BFF on the Road: Black movie in Genf

Asiatisches Kino in Topform auf dem Black movie in Genf



Das Festival widmet eine umfangreiche Retrospektive dem japanischen „Enfant terrible“ unter den Filmemachern Sion Sono. Der Zuschauer hatte die Gelegenheit, beginnend mit seinen skurrilen Werken „Suicide Club“ (2001) und dem Folgefilm „Noriko’s Dinner Table“ (2004), in dessen düstere Universen einzutauchen, in denen auffällig oft weibliche Jugendliche zu Opfern oder Tätern blutiger Verbrechen werden. Mit seinen „Lolitas“ mokiert sich Sono über diese tatsächliche Vorliebe der japanischen Gesellschaft für jugendliche Sexsymbole. Er lebt Gewaltfantasien aus, die er in der Regel aus der Welt der Anime auf die große Leinwand transponiert und entsprechend bunt, stilisiert und kurzweilig inszeniert – „Tokyo Tribe“ (2014), „The Virgin Psychics“ und „Tag“ (2015) sind teilweise in Deutschland angelaufen und beliebte Kandidaten für das Fantasy Filmfestival. In den ersten vier Minuten von „Tag“ beispielsweise wirbeln sämtliche Miniröcke auf und gleich zwei Schulbusse voller Teenager finden einen brutalen Tod. Seine Filme verlangen einem viel Ausdauer („Love Exposure„, 2008, dauert knapp vier Stunden) und ein gewisses Verständnis fürs Absurde ab, verlässt man doch meist den Saal unterhalten, aber eher desorientiert. (Die diesjährige Berlinale zeigt im Forum „I am Sion Sono!!“ (1984) ein kurzes Selbstporträt des damals ungefähr 20-jährigen.)

Weiterlesen: Unsere Kritik zu Guilty of Romance“ von Sion Sono

Insgesamt ist der asiatische Markt auf dem Black movie eindeutig der Star. Neben dem in Südkorea erfolgreichen Blockbuster „Veteran“ von Seung-wan Ryoo, der mit viel Humor und Action unterhält, sind verschiedene Autorenfilme zu sehen wie „Another way“ von Chang-ho Cho, der ein sensibles Sozialdrama geschaffen hat, der diesjährige Locarno-Preisträger Right now, wrong then“ (hier unsere Filmkritik) von Sang-soo Hong, auch beide aus Korea, Cemetery of Splendour“ (hier unsere Kritik) von Apichatpong Weerasethakul, zuletzt im Programm bei Around the world in 14 films und verschiedene unkonventionelle Liebesgeschichten wie „Mekong Stories“ von Phan Dang Pi aus Vietnam oder „The Blue Hour“ von Anucha Boonyawatana aus Thailand, in den es um Dreiecksbeziehungen und homoerotische Gefühle geht. Die Filme ähneln sich auffällig in der erzeugten Atmosphäre, die eine psychedelische, wie es das Festival treffend bezeichnet „halluzinatorische“, Note besitzen.

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