Shebeen Flick 2016: Irisches Kino im Berliner Moviemento

Filme über Vergangenheit und Gegenwart


https://www.youtube.com/watch?v=RTRcZ9mzOc0
In „I Used to Live Here“ (18. März um 20 Uhr) von Frank Berry lebt eine junge Heranwachsende nach dem Tod ihrer Mutter mit ihrem Vater in einem Vorort Dublins und kümmert sich um den Haushalt. Als plötzlich eine alte Flamme des Vaters mit einem Säugling auftaucht, der in einer gemeinsamen Nacht gezeugt worden sein soll, kommt der Alltag durcheinander. Amy fühlt sich zurückgesetzt und orientierungslos. Dann begehen gleich zwei Bekannte von ihr Selbstmord und sie wird gänzlich aus der Bahn geworfen. Der Film basiert auf eine unter Jugendlichen tatsächlich stattgefundenen kleineren Selbstmordreihe. Ohne moralisierend oder zu pathetisch zu wirken, gelingt es ihm den Schmerz und die Hoffnungslosigkeit aufzuzeigen, die zu einer solchen Tat führen können.

Glassland“ (19. März um 21 Uhr) von Gerard Barrett ist ein kleines Kammerspiel, in dem die beiden Hauptfiguren gespielt von Toni Colette und Jack Reynor, als Mutter und Sohn, den ganzen Film tragen. John lebt mit seiner alkoholkranken Mutter und kümmert sich um sie, wenn sie regelmäßig abstürzt. Die Ärzte sind pessimistisch, hört Jean nicht mit dem Trinken auf, hat sie nicht mehr lange zu leben. Auf nüchterne und doch sensible Weise zeichnet der Film ein Bild einer Sucht, wie sie sowohl die direkt Betroffenen als auch das Umfeld fordert und überfordert. Der insgesamt ruhige, in kalten Tönen gehaltene Film erzeugt zwar immer wieder eine beklemmende Atmosphäre, doch der Zuschauer erholt sich im Charakter des Sohnes, der einen mit seiner bedingungslos liebevollen Art für sich einnimmt. Die Kamera bleibt immer nahe bei den Figuren und die Musik wurde auf den Punkt genau ausgewählt.

In „Lost in the Living“ (20. März um 20 Uhr) spielt die Musik eine wichtige Rolle. Oisin kommt mit seiner Band nach Berlin, um ins – idealisierte – Nachtleben der Stadt einzutauchen. Doch der Tod seiner Mutter und die vermeintliche Ablehnung durch seinen Vater holen in wieder ein, dass er sich bald mit einer jungen Berlinerin und später alleine absetzt, betrinkt und Drogen nimmt. Er lässt sich treiben, verliert aber immer mehr die Orientierung. Der Film zeigt Berlin von einer guten und einer schlechten Seite. Hier ist zwar alles möglich, aber manchmal mündet es in eine selbstzerstörerische Spirale. Letztes Jahr gewann Robert Manson „Lost in the Living“ zurecht beim Festival Achtung Berlin den Preis für die beste Regie.

Teresa Vena

Shebeen Flick“ vom 17. bis 20. März 2016 im Kino Moviemento.

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