11. Around the World in 14 Films im Kino in der Berliner Kulturbrauerei

23 prominente Reiseleiter für die Filmreise um die Welt


14films_2016„Revolution kostet Köpfe“ lautet eine landläufige Erkenntnis, die heute so aktuell ist wie sie es in zurückliegenden Jahrhunderten war. Diese Wahrheit beschäftigt auch den georgisch-französischen Filmemacher Otar Iosselliani in seinem letzten Film „Winter Song„, dem Around the World in 14 Films in diesem Jahr eine Hommage widmet. Der 81-jährige Autorenfilmer, der zur Berlin-Premiere seiner grotesken Komödie am 30. November im Kino anwesend sein wird, erzählt darin von der Hysterie, dem Ausnahmezustand, dem Nonsens und dem Chaos, in das Revolutionen Gesellschaften stürzen.

Wieder einmal beweist Around the World in 14 Films-Festivaldirektor Bernhard Karl mit seiner klugen Filmauswahl ein sicheres Gespür für den Zeitgeist und „lädt uns ein, einmal hinter die Schlagzeilen zu blicken, die uns beinahe täglich aus vielen […] Regionen erreichen“, wie Schirmherr Frank-Walter Steinmeier in seinem diesjährigen Grußwort schreibt. Seit inzwischen elf Jahren gibt das Filmfestival den Berlinern nun schon die Möglichkeit, jedes Jahr akzentuiert in die Welt zu schauen. Dabei sind es vor allem die leisen Zwischentöne, die das Festival zum Klingen bringt. Die Mission: die visuelle Strahlkraft der jeweiligen Länder jenseits der hysterisch-redundanten Medienbilder ins Licht zu rücken und mit den Filmemachern ins Gespräch zu kommen.

Traditionell ergänzen der Eröffnungs- und Abschlussfilm sowie der deutsche Abend die Filmreise. 2016 wartet das Festival noch zusätzlich mit einer rumänischen und – in Kooperation mit der Französischen Filmwoche – einer französischen Filmnacht auf. Es gibt viel zu sagen und vor allem viel zu sehen.
Von großen Männern wie dem auf dem Sterbebett liegenden Sonnenkönig Louis XIV erzählen die Geschichten genauso wie von der finnischen Boxlegende Olli Mäki oder dem chilenischen Dichter Pablo Neruda, während viele andere Werke im Programm sich auf unterschiedlichste Frauenbilder fokussieren und zumeist deren Belastbarkeit und Erschütterungsvermögen ergründen. Darunter Oliver Assayas „Personal Shopper“ mit Kirsten Stewart in der Hauptrolle, sowie der Gewinner des Goldenen Löwen 2016 in Venedig Lav Diaz‘ „The Woman who left“ oder Houda Benyaminas viel gelobtes Debüt „Divines„. Aus der Türkei berichtet Emin Alpers („Beyond the Hills„) „Frenzy“ über das Leben im Wahnsinn totalitärer Regime. Bahman Ghobadi („Turtles can fly„, „Zeit der trunkenen Pferde„) bringt mit seiner Dokumentation „A Flag Without a Country“ das kurdische Kino nach Berlin und mit Asghar Farhadi kehrt ein alter Bekannter des Festivals nach „Le Passe“ mit seinem neuen Film „The Salesman“ ebenfalls wieder zurück in der Hauptstadt.

Die Filmreise geht durch Frankreich, Finnland, Russland, den Iran, Kurdistan, die Türkei, Österreich, Deutschland, Rumänien, Brasilien, Chile, durchs australische Vanatu, Großbritannien, die Philippinen, Israel und die Vereinigten Staaten. 23 Paten haben sich wieder bereiterklärt, die Reiseleitung für die 23 Filme im Programm zu übernehmen und ihre persönliche Sicht auf die Filme mit dem Publikum zu teilen. Allein fünf Oscar-Anwärter sind dieses Jahr im Programm vertreten (Finnland, Iran, Rumänien, Kanada und Chile), ebenso wie die großen Gewinner der Festivaltrophäen von Venedig, Cannes und Locarno. Einzig die Suche nach Verleihern bleibt unverändert. 12 Filme von 23, also knapp über die Hälfte der auf dem Festival gezeigten Filme, suchen noch immer einen Verleih, wenn am Freitag der Startschuss für anderthalb Wochen Around the World in 14 Films fällt.

SuT

11. Around the World in 14 Films von 25. November bis 4. Dezember 2016 im Kino in der Kulturbrauerei Berlin.
Das Special: „Quo Vadis Deutsches Kino?“ findet am Donnerstag, den 1. Dezember um 18 Uhr im Foyer des Kinos im obersten Stockwerk statt.

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